Grand Cayman, auf ein Neues…                                  Januar 2021                                                         


Veröffentlicht am 30. Januar 2021 von Nadine 

     

Schon wieder ist ein Monat ins Land gezogen. Die wunderschöne Insel mitten in der Karibik die vor-während und nach dem Lockdown unser Zuhause war zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Aber davon später mehr…


Vogelfrei

Einsam aber gemeinsam haben wir Weihnachten und Neujahr in Quarantäne in unserem hübschen Condo verbracht. Am 30. Dezember dem 15. Tag der Gefangenschaft wurden wir mit dem Taxi die 200 Meter zum Testcenter in Bodden Town für den abschliessenden PCR Test abgeholt. Gleichentags kam das Resultat, es war wieder negativ. Wir sind sauber! Telefonisch vereinbarten wir die Rückgabe der Handgelenk-Fesseln und dem Handy. Nach der Abgabe 2 Tage später waren wir erlöst und durften uns frei auf der Insel bewegen. 

Der letzte Morgengruss aus unserem Quarantäne Condo in Bodden Town, Grand Cayman

Diese neu gewonnene Freiheit fühlte sich erst ganz komisch an. Die Gesichtsmasken sind zur Gewohnheit geworden und immer noch griffbereit. Unser erster Ausflug ging zur Autovermietung und zum Supermarkt. Niemand trägt mehr eine Maske. Keine argwöhnischen Blicke, kein Abstand halten, keine verunsicherten Menschen, keine roten Linien mehr am Boden. Vor zwei Tagen noch, wurden wir wie Aussätzige zum Testzentrum im Privattaxi buxiert. Nicht mal die 200 Meter zurück zum Condo durften wir selber unter die Flip Flops nehmen.

Fast seltsam fühlt sich das alles an. Das Wort „Freiheit“ bekommt eine völlig neue Bedeutung. Bar’s und Restaurants sind offen, quirliges Treiben da und dort. Nur die Touristen fehlen. Es ist beschaulich geworden, angenehm, entspannt mit völlig leeren Sandstränden. Eine karibische Trauminsel könnte man sagen die soeben aus dem Glanzprospekt entsprungen ist. Man wünschte, es würde für immer so bleiben. 

Die Menschen sind offen, freundlich und zugänglich. Neugierig woher wir kommen, was wir machen, sie staunen, dass wir auf einem Katamaran leben. Die Insel ist jetzt seit Wochen komplett Coronafrei. Lachende Gesichter, strahlende Augen. Es ist genau wie vor der Pandemie, herrlich! Alle Leute die einreisen dürfen, wie etwa Einheimische, Verwandte, Saisonarbeiter in der Gastronomie und Hotellerie, sowie Bauarbeiter aus aller Herren Länder müssen 15 Tage in Quarantäne. Im März sollen nun die Inseln für den Tourismus wieder geöffnet werden, so ist zumindest der Plan der Regierung. Kreuzfahrtschiffe werden dieses Jahr keine Chance haben auf den Cayman’s anzulegen. 


Es gibt viel zu tun - lasst uns die Arbeit beginnen

Am 4. Januar durften wir dann endlich zur SeaBorne zurück. Als wir in der Werft eintreffen, wurde gerade die letzten Arbeiten am Schiff erledigt. Sie hing bereits am Kran in den Gurten und wartete auf die Einwasserung. Wir checken unsere SeaBorne von Aussen und sind erfreut was wir sehen. Sie wurde auf Hochglanz poliert und gepflegt sie glänzt und spiegelt in der Sonne. Mal abgesehen vom exorbitanten Preis den wir für die Verschönerung zahlten, haben die Männer wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Eine innere Freude erfüllt uns, jetzt wo wir vor ihr stehen. Bald haben wir sie wieder, ganz für uns. 

 Käpten Tomi vor seinem Katamaran SeaBorne in der Harbour House Marina & Werft, Grand Cayman

Das Einwassern der SeaBorne war nach ein paar Minuten schon erledigt. Ein perfektes Zusammenspiel von Kranführer und Einweiser durch Handzeichen machten die Einwasserung perfekt. Was so kinderleicht ausschaute war in Wirklichkeit haargenaue und super präzise Kleinarbeit. Dieser monströse Kran auf diesen dicken Räder so gross wie ein Kleinwagen zu manövrieren, dazu ist echtes Können am Joystick gefragt. Immer wieder fasziniert uns wie 11 Tonnen Schiff scheinbar schwerelos durch die Luft gleiten und sanft im Wasser aufsetzen.

Die SeaBorne hängt in den Gurten auf dem Weg ins Wasser

Bevor wir unsere Lady wieder ganz für uns haben, wuselten noch einige Werft-Arbeiter und Mechaniker auf dem Schiff herum. Dies und das musste noch angepasst oder verschraubt werden. Bei den neu eingebauten Dieseltanks leckt der eine Verschluss, konnte aber in Kürze behoben werden. Käpten Tomi startete die Motoren und wir verholen an den Steg wo wir die nächsten Tage verbringen werden.

Jedes Schuhpaar gehört einem Mechaniker der an Bord arbeitet

Endlich hat uns ein einigermassen geregelter Arbeitstag wieder gefunden. Erwartungsvoll lassen wir die Arbeit auf uns zu kommen. Viel Zeit haben wir allerdings nicht. Wir müssen am 31. Januar die Insel verlassen.  

Von grossen und kleinen Schweinereien

                                                                                                                            Der in die Jahre gekommene Dieseltank, löchrig wie ein Sieb. 

180 Liter Diesel waren vom defekten Tank in die Bilge ausgelaufen. Eine riesengrosse Sauerei. Zum Glück wurde dieses Desaster vor unserer Ankunft bemerkt. Zwischenzeitlich wurde der Diesel aus der Bilge abgepumpt und die Bilge gründlich gereinigt. Der 2. Dieseltank wurde zur Inspektion ebenfalls ausgebaut. Das Resultat war dasselbe. Nur noch eine Frage der Zeit bis dieser leckt. Zwei neue Dieseltanks wurden von Miami noch vor Jahresende eingeflogen und eingebaut. 


Die SeaBorne wird aufgetakelt

Mit einem Gabelstapler wird der Grossbaum auf das Dach der SeaBorne befördert. Nach ein paar Handgriffen, Geschiebe, Gestöhne und ein paar Schrauben später war der Grossbaum befestigt. 

Auftakeln heisst….Grossbaum, Grosssegel und Genuasegel anschlagen. Die schwerste Arbeit beim Auftakeln ist das schwere und steife Grossegel mit sperrigen Querlatten im Tuch anzuschlagen. Die dicken Gleitklötze die am Grossegel befestig sind müssen am unteren Mastende in die Gleitschiene am Mast eingefädelt werden. Ein Klotz nach dem andern wird von Hand hinaufgedrückt und mit einem Stoperklotz arretiert. Mit Hilfe der Winsch wird das Grossegel Stück für Stück nach Oben gezogen, so verkleinerten wir das ganze Gewicht des Segels erheblich. Wir schafften es mit vereinten Kräften bis das ganze Tuch am Mast und am Grossbaum befestigt war. Der Wind schlief an diesem Morgen noch tief und fest während wir in Eile das Segel anschlugen, das kam uns sehr entgegen.

Das Anschlagen der Genua war im Vergleich zum Grosssegel wie das Aufziehen eines Taschentuchs 😃 

Das schwere Grossegel wird kurzerhand von drei starken Männer auf Deck befördert. 

Das neue Trampolin ein Tageswerk. Viel Fingerspitzengefühl, Kraft, Zeit und Geduld ist gefragt. Ein paar Stunden sitzt man wie auf dem Schwebebalken, bemüht nicht ins Wasser zu fallen. Die langen Schoten müssen durch die Führungen am Schiff und die Ösen am Trampolin eingefädelt werden. Das Trampolin muss am Ende viel Gewicht und Belastung aushalten können. Eine schöne Übung war das gewesen bis die Schoten stramm gezogen waren und das Trampolin satt sitzte. Wir sind vom Anblick des neuen Trampolins entzückt und freuen uns schon bald darauf herumzufläzen. Wir schwören uns, dieses Trampolin nie wieder zu entfernen. Hurricane Saison hin oder her. Das war echt eine mühsame  Arbeit die man nicht so schnell wiederholen möchte. Kompliment an die Lieferfirma. Innert zwei Wochen wurde das Trampolin massgeschneidert und verpackt auf die Insel geliefert. Und es sitzt wie angegossen. 

Captain Tomi setzt das Trampolin mit ganzem Körpereinsatz ein. Sieht ganz einfach aus. 

Leider steigt unser Kühlschrank und der Tiefkühler aus. Über zwei Tage aufopfernden Einsatz der Kühlspezialisten haben leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Zu Dritt dackelten sie letztendlich davon und wollten wieder kommen, nur wann? Für die nächsten paar Tage war ihr Terminkalender voll von anderen Baustellen. „sorry, no Chance ! Resultat ihrer Arbeit war, rein gar nix ging mehr! Kompressor im A…! Toll gemacht! Einen neuen bestellen aber sofort! Hier auf der Insel gibt es aber sowas nicht, nur bedauerndes Kopfschütteln der Händler als wir sämtliche Läden auf der Insel abklapperten.    

Unser 76 Jährige Bootsnachbar ein Englischer Gentleman "Sir Winston" erbarmte sich unser und bot uns seine Hilfe an. Er stieg in die Tiefen der SeaBorne um zu sehen ob er dem Kompressor wieder Leben einhauchen kann. Oder nochmals Gas auffüllen vielleicht helfen würde. Doch auch er meinte bescheiden, schafft euch einen neuen Kompressor an. 

Eiswürfel schleppen für die nächsten 2 Wochen heisst meine Tagesaufgabe. Der Käpten bestellt per UPS Expresssendung einen neuen Kompressor aus dem Hause SVB Deutschland. Der wie versprochen nach exakt 10 Tagen auf der Insel eingetroffen ist. Drei weiteres Tage benötigte Jean allerdings die Zollformalitäten zu klarieren, das ist hier auf der Insel immer sehr schwierig und dauert seine Zeit.  

   Hier liegt sie am Steg fertig aufgetakelt und seetüchtig. Sogleich wechseln wir in die nächste Marina. 

Barcadere Marina 

Einfahrt in die Marina mit dem schönen Leuchtturm.

Scott’s Landing 

Wir sind seit dem Lockdown die ersten und einzigen Gäste in der Marina, ja sogar auf der ganzen Insel. Werftchefin Jean begrüsst uns mit einer dicken Umarmung. Lädt uns ein für die grosse Berichterstattung. Gross ist ihre Freude uns zu sehen. 

André, unser Bordmechaniker liefert die neuen firefly Batterien, der Käpten ist happy. 

Die Wartungsliste liegt bereit. Sämtliche Maschinen Innen und Aussen bekommen einen erweiterten Wartungsservice. Eine neue Rettungsinsel liegt bereit mit der alten den Platz zu tauschen. Eine neue Batteriebank muss montiert werden inklusive einer neuen Verkabelung. Und wie immer kommt noch Unerwartetes dazu. Wenn unsere Terminberechnung stimmt, sind wir ca. Ende Januar mit allen Arbeiten fertig…“just in time“!

                 

Das Toplicht hat einen Wackelkontakt. Tomi in luftiger Höhe auf dem 20 Meter hohen Mast über dem Schiffsdeck mit einer atemberaubender Aussicht.

Achtung - Tiere an Bord

Nachdem sich eine Vogelmutter den Grossbaum als Nistplatz ausgesucht hatte und der Vogelvater laufend mit Nestmaterial angeflogen kam mussten wir leider den eifrigen Nestbau unterbinden. 

Derzeit sieht ein kleiner Frosch die SeaBorne als ihr Eigenheim und hat eine neue Bleibe bei uns gefunden.


  

    

Er hält sich seit Tagen auf unserem Schiff versteckt. Nach Sonnenuntergang zeigt er sich. Da kommt er ans Licht denn dort warten die kleinen fliegenden Leckerbissen die ihm als Nahrung dienen. 

Eigentlich mögen wir keine blinden Passagiere. Die meisten fliegen kurzerhand über Bord. Doch dieser kleine Geselle wäre uns als Gast sympathisch. Wir wollen aber sein Leben nicht riskieren und fangen ihn behutsam ein und lassen ihn an einem Teich frei. Frösche können im Salzwasser nicht überleben und sterben.  

Die Zeit ist um...


Unser Zeit auf Grand Cayman ist nun abgelaufen. Der Kalender schreitet unaufhaltsam voran. In drei Tagen müssen wir hier weg sein. Wir stecken aber immer noch in der Marina fest weil der Generator einfach nicht laden will. Der Kühlschrankkompressor wurde soeben noch rechtzeitig eingebaut. Jetzt braucht er drei Tage Zeit bis er das gewünschte Resultat bringt. Wir sind noch nicht bereit die Insel zu verlassen. Sie ist wahrscheinlich die sicherste Insel auf dem Planeten. Wer will da schon weg? 

Insel der Glückseligkeit 

Peter, unser Schweizer Honorarkonsul mit seiner charmanten Frau Cherlene haben wir inzwischen persönlich kennen gelernt und ein paar Mal getroffen. Sie luden uns zu sich nach Hause ein wo Peter ein passionierter Koch uns kulinarisch so wunderbar verwöhnte. Auch sein Sohn Patrick und weitere Freunde aus Südafrika waren dabei. 


Alle rieten uns, eine erneute Verlängerung auf der Insel zu beantragen, was wir umgehend in die Tat umsetzten. Was uns im November nicht bewilligt wurde, haben wir hier vor Ort innert einer Woche erhalten. Eine weitere Verlängerung für zwei Monate. Völlig problemlos und ohne grosses Aufsehen. Wir waren gleichermassen erfreut und erleichtert.


Der innere Druck hier weg zu kommen, der uns von Anfang im Nacken hing ist nun endgültig weg. Jetzt haben wir bis zum 1. April erst mal keine Sorgen mehr, wo wir hin segeln sollen. Wir bleiben hier auf der schönen und sicheren Insel Grand Cayman wo es uns an nicht’s fehlt. Hier ist absolut Coronafreie Zone. Und wie es zur Zeit aussieht wird die Wiedereröffnung für den Tourismus bereits auf April verschoben.


Unsere Pläne und Möglichkeiten wohin wir segeln sollen ändern ihre Richtung so schnell wie die Fahne im Wind. Aber auch so schnell wie der Wind ändert sich die Coronasituation mit neuen Bestimmungen der Regierungen, die das weiter segeln schwierig machen. Wie so viele andere Segler die auf irgend einer Insel in Glückseligkeit verharren und auf die richtige Zeit für den Absprung warten. Warten wir auf Grand Cayman ab, denn viele Optionen haben wir nicht wirklich. 


Abwarten scheint der neue lifestyle zu sein. Nun, letztendlich entscheidet man sich für die angenehme Seite des Segelns. Nämlich dort wo der Anker fest im Grund hält und man glücklich und zufrieden verweilen kann, ist ein Stück Zuhause. Wo sonst wenn nicht inmitten eines riesigen blauen Pools? Es ist das wirkliche „Pura Vida“ eines jeden Seglers!

Wir lassen euch wissen wo uns die Corona-Welle im April an Land spülen wird und wünschen euch eine gute Zeit. 

Herzliche Grüsse Nadine & Tomas