Guatemala, Río Dulce (1. Beitrag)      Mai 2021 


Veröffentlicht am 18. Mai 2021 von Nadine & Tomas 

Die ersten Wochen in Guatemala - eine neue Welt - 

Kurzer Rückblick: 330 Seemeilen segeln wir in zwei Tagen und Nächten von Cozumel, Mexiko entlang der Küste von Belize bis nach Livingston, Guatemala. Unsere SeaBorne lief unserem Ziel entgegen als ob der Teufel hinter ihr her wäre. Wir erreichen viel zu früh schon am Vorabend Livingston. Eine geruhsame Nacht zur Erholung der Strapazen in der unendlich grossen Bucht gegenüber von Livingston zu verbringen war aber genau das Richtige und nötig war es auch, denn Tomi’s Rücken meldete sich, sowie Kopfschmerzen und eine allgemeine Müdigkeit nach zwei Nächten ohne viel Schlaf. Einmal mehr empfinden wir lange Segelschläge mühsam, langweilig und in vielerlei Hinsicht höchst unangenehm.

Solch traumhaft schöne Kulissen sind Balsam für die Seele wenn der Anker im Sand vergraben ist und Stille herrscht.

Für die nächste Etappe zum Ziel segeln wir morgens in aller Frühe in Richtung Livingston. Zwei Stunden dauert die Fahrt. Wir haben inzwischen eine weitere Zeitzone überquert und stellen die Uhren eine Stunde vor. Zur Schweiz haben wir jetzt 8 Stunden Zeitunterschied. 

Einzige, und gut besuchte Markierungsboje vor Livingston

Dort wo die Mündung des Rio Dulce ins Meer verläuft liegt Livingston. Sozusagen die Eingangspforte zum Río Dulce. 

Wir passen die Morgenflut ab, bei Hochwasser sollten wir die besagte Hand breit Wasser unter dem Kiel haben. Wir fahren in die Fahrtrinne hinein an der roten Markierungsboje vorbei und haben noch 30 cm Wasser unter dem Kiel. Für uns hat es gerade gepasst, jedoch Einrumpf-Schiffe mit mehr Tiefgang müssen entsprechend mit Gewichten gekrängt werden damit sie die untiefe Durchfahrt bewältigen können. Ein ziemlich schwieriges Unterfangen, das viel Können von den Helfern fordert und eine Crew mit starken Nerven denn in kompletter Schieflage über mehrere Hundert Meter abgeschleppt zu werden ist gewiss nicht Jedermanns/Frau Sache. Doch die Helfer vor Ort sind sich das Procedere gewohnt und sind verlässliche Partner auch in Schieflage. 

Livingston der kleine Fischerhafen an der Pforte zum Río Dulce 

Kurz vor Livingston  rufen wir über Funk, Kanal 16 Raul Veliz auf. Er ist unser Agent für ein schnelles und unkompliziertes Einklarierungs Verfahren in Guatemala. Keiner kommt an Roul vorbei, er ist der Mann für alle Fälle. Weil wir beide geimpft sind, müssen wir keinen Corona PCR-Test, keinen Antigen-Test vorweisen und auch keine 14 Tage Quarantäne absitzen. Die sechs Beamten blieben in ihrem Boot sitzen und wollen nicht an Bord kommen. Nur eine kurze Visite des Zöllners, der Arzt wollte eine Kopie der Impfzertifikate haben, das war’s und schon waren sie alles wieder weg. Im Gegensatz zu Mexiko ist das Einklarierung Procedere in Guatemala gerade zu ein Zucker schlecken, stellen wir erfreut fest.  

Livingston das Fischerdorf 

Es ist inzwischen Mittag geworden. Wir haben noch etwas Zeit uns im Städtchen umzusehen. Unser Dinghi lassen wir am Steg am Fähr- Hafen in Obhut eines Einheimischen der sich anbot es zu bewachen, was er auch gewissenhaft für ein paar Quetzales tat bis wir zurück kehrten. 

Wir sind in Guatemala mit ihren freundlichen, zurückhaltenden Menschen im kleinen, farbenfrohen und quirligen Hafenstädtchen Livingston angekommen. Wir tauchen ein in eine uns völlig fremde Kultur und fühlen uns vom ersten Augenblick an willkommen. Wir können Bargeld abheben, eine Telefonkarte kaufen, alles war ganz einfach und in Gehdistanz in diesem kleinen Hafenstädtchen zu bekommen.  

Der marode Charme der alten Häuser aus der früheren Kolonialzeit die uns hier überall ins Auge fallen  lassen an frühere Zeiten erinnern. Man fühlt sich hier schon ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit zurück versetzt.

Geschäftiges Treiben am Umschlagplatz Livingston Hafen

       In diesem liebevoll hergerichteten "Tante Emma Laden“ findet man so allerlei für den täglichen Gebrauch.  

  

Servamar heisst die Firma die den Schiffen die Einreise nach Guatemala vereinfacht

Wir bekommen von Raul neben unserer Fahrten Genehmigung für drei Monate auch gleich die Aufenthaltsverlängerung für unser Schiff für ein ganzes Jahr. Man weiss ja nie. Ein Willkommens Geschenk und eine Landkarte, die uns als Orientierungshilfe dienlich ist, nehmen wir gerne an. 

Oben auf der Karte sieht man ganz gut wo sich der Río Dulce durch den Regenwald einen Weg gebahnt hat und wo er in die beiden Seen mündet. 

Rio Dulce

Einfahrt in den Río Dulce Kurz nach Mittag lichten wir eilig den Anker und los geht unsere Fahrt durch die Eingangspforte des Río Dulce. Für die nächsten Stunden erleben wir eine herrliche Fahrt bis zum Izabal See.  

Der Río Dulce ist mit seiner Länge von nur 43 km einer der kürzesten, gleichzeitig aber bekanntesten und bedeutendsten Flüsse Guatemalas. Der ca. 20 bis 40 m tiefe und zumeist etwa 200 m breite Río Dulce trägt seinen Namen erst ab seinem Ausfluss aus dem Lago Izabal; Der durchfließt in nordöstlicher Richtung eine (scheinbar) unberührte Urwaldlandschaft, verbreitert sich auf bis zu 5 km am 16 km langen Lago de Golfete und mündet schließlich südlich von Livingston im Golf von Honduras in das Karibische Meer. 

Am Flussufer zu beiden Seiten ragen hohe, dichte grüne Regenwälder in die Höhe, hohe Berge die im Dunst nur schemenhaft zu sehen sind runden das Bild ab. Der Río Dulce heisst übersetzt „süsser Fluss“ er ist grünlich, gelblich manchmal bläulich schimmernd gerade wie die Sonne ins Wasser einfällt. Wir sind Mitten im herrlichen Dschungel! So ganz anders hatten wir uns den Río Dulce vorgestellt. Wir sind  über die Massen angenehm überrascht dieses unerwartete schöne Naturparadies zu erleben. 


Palmen, Riesige Farne und überdimensional grosse Gewächse gedeihen in diesem Klima wie von Zauberhand. Eine Vielzahl an Fischreiher, Kormorane, Pelikane, Möwen und Schwalben bevölkern in Scharen Büsche und Bäume, sind ständig auf Futtersuche. Brüllaffen und Spinnenaffen haben hier ihr Zuhause, doch gesehen oder gehört haben wir leider keine. Manaties haben ihre geschützten Plätze im Río Dulce sowie der bunte Quetzal Vogel - der Nationalvogel Guatemalas mit seinen langen prächtigen Schwanzfedern. Und es gibt auch Krokodile. 


  Kanadische Segler fahren in die entgegen gesetzte Richtung

Río Dulce

Schliesslich wird der Fluss breiter und geht in den „ el Golfete See“ über. Es ist 34 Grad heiss und kein Lüftchen weht. 

Vater und Sohn transportieren Holz auf dem Wasserweg 

Waschtag einer Maya Familie im Río Dulce

Kleine Marina im Río Dulce

Der Landestypische Baustiel, alles wird aus Naturmaterialien gefertigt. 

Ankunft RAM-Marina 

Es gibt unzählige kleine Marinas im Río Dulce. Wir haben im Vorfeld viel Gutes über die RAM Marina gehört. Unser Entscheid stand deshalb schnell fest, denn auch einige unserer Bekannten Segler lobten die Werft und haben mit Corona ihre Schiffe in der Werft geparkt. Erst kürzlich hat die RAM-Marina mit einem Kran aufgerüstet, es sollten jetzt auch breitere und schwerere Katamarane geliftet werden können. Wir warten nun gespannt ab, ob und wie das letztendlich passt, denn eine konkrete Zusage haben wir bisher nicht erhalten. Später wird uns auch klar warum. Eigentlich ist es uns schnurz ob es klappt oder nicht, weil wir mit unserem "Plan B" einfach zur RAM’s Nachbarn in die Nanajuana Marina düsen und die SeaBorne dort auswassern. 

Die berühmt berüchtigte Brücke über den Río Dulce. 

 Wir liegen links vor der Brücke, dort befindet sich auch die RAM-Marina und Werft. Gleich nebenan die Nanajuana Marina und Werft 

Ram Marina und Werft im Río Dulce

Die Ankerbucht vor der RAM-Marina ist zu dieser Jahreszeit so kurz vor Beginn der Hurricansaison meistens Rappel voll. 30-50 Jachten liegen jeweils dicht an dicht vor Anker. Wenn sich die Trockenlager füllen liegen die Yachten im Packet geschnürt nebeneinander an der Pier bis sie mit Auswassern an der Reihe sind. Es herrscht Hochbetrieb. 

So nicht letzte und auch nicht diese Saison. In der Bucht dümpeln lediglich ein paar gestrandete Yachten und Segler die vor Anker liegen und ihr Dasein fristen. Corona hat so manche Segelpläne zunichte gemacht und dazu beigetragen, dass einige hier Wurzeln geschlagen haben. So gibt es entsprechend viele interessante Geschichten von Seglern die in Guatemala gestrandet sind. Nicht der schlechteste Ort, wie wir bald selber feststellen. 

Anlegestelle der Lanchias (Boote) die einem überall hinfahren. 

Freudige Überraschung! Just bei unserer Ankunft rufen und winken uns Uschi und Arthur von der SY Antigua entgegen. Was für eine Freude, die beiden hier wieder zu sehen. Vor sechs Jahren haben wir die beiden in Curaçao kennen gelernt. Hier treffen wir sie wieder, völlig unverhofft. Unser Wiedersehen musste gefeiert werden. Es gibt so vieles zu erzählen was alles in der Zwischenzeit gewesen war. Spannend beginnt unsere Zeit in Guatemala. Auch Ady ist hier in der Bucht, schon vier Jahr ist er mit seiner SY Maridy in Guatemala und es gefällt ihm hier ausgesprochen gut. 

Departement "Izabal" 

Die Umgebung von Río Dulce gehört zum Departement Izabal. Mit Izabal hat Guatemala einen kleinen Zugang zur Karibik und zum Atlantischen Ozean. Im Norden schließen sich Belize an, im Westen grenzt Izabal an Alta Verapaz, im Süden an Honduras. In der Mitte des Departamentos liegt der größte See Guatemalas, der 48 km lange und 20 km breite Lago de Izabal. Die zahlreichen aus den umliegenden Bergen kommenden Flüsse münden überwiegend in den Izabal-See, der durch den Río Dulce mit der Karibik verbunden ist. Der Südosten des Departamentos wird vom Tal des Río Motagua durchzogen. Über diesen längsten Fluss Guatemalas wird ein großer Teil des zentralen Hochlandes entwässert, in Izabal auch die südöstlichen Gebirgszüge und die Sierra del Merendón an der Grenze zu Honduras.

Izabal See

Das Klima Izabals ist auf Grund der Lage an der Karibik und wegen des Tieflandes um den Lago de Izabal und des Motagua-Tales größtenteils tropisch mit hohen Niederschlägen in den Sommermonaten. Auch in den übrigen Monaten des Jahres kann das Wetter relativ wechselhaft sein. Die Temperaturen bewegen sich im Tiefland zwischen 24 und 36 °C, in den Höhenlagen ist das Klima etwas kühler. Die sehr reiche Vegetation umfasst tropischen Regenwald, daneben Palmen, Orchideen,  Zypressen, Bromeline und viele mehr. 

Es ist extrem heiss geworden (32-36 Grad Celsius) und fast Windstill. Erst am Nachmittag mischt sich der Passat durch die flirrend heisse Luft, es wird einwenig angenehmer. Wir hängen an der Steckdose der Marina und lassen die Aircon 24 Stunden rennen, sonst ist es nicht zum aushalten. 

Oberhalb Izabal See 

Die Garifuna's und Kechí's

Ein großer Teil der Bevölkerung spricht neben Spanisch auch Kechí oder Garifuna. An der Karibikküste, und dort insbesondere in Livingston, leben Garifunas, eine afrokaribische Gemeinschaft. Sie gelangten als Sklaven in die Karibik und dann Ende des 18. Jahrhunderts von der Insel Roatán, Honduras nach Guatemala. Die etwa 400.000 Einwohner des Departamentos Izabal leben in fünf Municipios.(Grossgemeinden oder auch Landkreise)

Frontéras - Río Dulce

Verrückter Einkaufsbummel: Uschi & Arthur machen für uns eine private Führung durch Frontéras am Río Dulce, der kleiner Durchfahrs Ort führt über eine Brücke den ganzen Lastwagenverkehr. Schon im Vorfeld werden wir gewarnt, dass das Städtchen nichts besonderes, ja sogar hässlich sei. Was uns da wohl erwartet? 

Durch Fronteras verläuft nämlich die internationale Grenze zwischen Guatemala und Mexiko. Die Grenze misst 871 Km und verläuft zwischen Nord- und West Guatemala und den mexikanischen Bundesstaaten Campeche, Tabasco und Chiapas, die wir von unserer Reise in Mexiko bereits kennen. Riesige Lastwagenzüge mit knatternden Motorbremsen bahnen sich einen Weg durch die Strasse von Fronteras. 

              Wir sind in Fronteras mitten im Gewühl 

Und urplötzlich finden wir uns inmitten einem Lärm, den man sich nicht vorstellen kann. Alles was fährt, zwei bis zehn oder mehr Räder besitzt, rumpelt, keuchend, knatternd und dröhnend über die Brücke und durch Frontéras. Dazwischen kurven flinke TukTuk, Fahrräder und laut knatternde Mopeds um die grossen Brummis herum. Dazwischen wuseln Menschen umher die über die Strasse wollen, oder einkaufen. Das Leben der Einheimischen findet praktisch auf dieser einen Strasse statt, kaum zu glauben was da alles zu finden ist, eine wahre Schatztruhe.  


Zu beiden Seiten der Strasse drängeln sich Gemüse- und Fruchtstände, Billig-Kleiderläden, Mopedverkäufer, Fahrradreparatur mit Dutzenden Reifen in der Auslage. Fleischverkäufer, Schuhputzer, Tante Emma Läden zu Hauf und viele, viele Verpflegungsstände mit allen möglichen Angeboten um einen Platz an der Strasse. Jede noch so kleine Ecke wird genutzt für ein Geschäft. Einen Gehsteig gibt es nicht, zwischen Strasse und Ständen geht man meist im Zickzack Kurs und bahnt sich einen Weg an Menschen, Waren, Fahrzeugen und Tieren vorbei, halb auf der Strasse halb daneben. Jeder Schritt sei wohl überlegt, die Strasse ist nur teilweise geteert und abschüssig, und die Brummis fahren praktisch auf Tuchfühlung an uns vorbei. Unsere Sinne sind bis aufs Äusserste geschärft  denn ein Fehltritt oder Straucheln wäre sehr schlecht für die Gesundheit. 

    

Die Geräuschkulisse treibt uns fast in den Wahnsinn. Diese alten ausrangierten Lastwagen machen einen Ohren betäubenden Lärm und pusten schwarze Abgaswolken in die Luft. Musik dröhnt aus Lautsprechern der Strassenverkäufer. Gehupe und Rufe. Polizisten versuchen Ordnung ins Verkehrs-Chaos zu bringen und trällern auf ihren Pfeifen die Menschen zur Mässigung oder geleiten Fussgänger über die vollgestopften Strassen. Allerlei Händler rufen durch Megaphone ihre Tagesaktionen aus. Eine Kakophonie von Geräuschen, die man im Kopf nicht aushält. Wir werden praktisch durch die Strasse geschoben, und flüchten uns nach einer Weile völlig reizüberflutet, dem hellen Wahnsinn entkommend in einen ruhigen Supermarkt. 

                            

  

  

Zum Abschluss unseres Bummels durch Fronteras lassen wir uns von Uschi und Arthur gerne in eine Pizzeria entführen. Nur wenige Meter die Strasse hinunter zum Fluss, weg vom ganzen Trubel und Lärm empfängt uns die späte Nachmittagssonne und eine idyllische Ruhe. Bald geniessen wir den Blick auf die Bucht, ein kühles Modelo Bier und eine leckere Pizza. 

Es herrscht wieder Ordnung nach dem Chaos!


 

Ich kann es selber fast nicht glauben, doch dieses Frontéras hat es mir inzwischen richtig angetan. Mit Uschi mache ich mich alle paar Tage auf zur Einkaufstour. Und jedes Mal ist es ein völlig neues  Erlebnis mit neuen Eindrücken. Dieses quirlige Gewusel zu erleben ist wirklich einmalig. Jedes Mal sehe ich etwas Neues nicht alltägliches was meine Blicke fesselt. Fasziniert vom Anblick und den Möglichkeiten schlendern wir in alle möglichen Tiendas. (Lädeli) Wir feilschen, schauen und kaufen, die Geschäfte scheinen zu florieren und wir sind mitten drin. 

  

Alles rangiert Hand in Hand nebeneinander und aneinander vorbei als ob es nichts normaleres auf der Welt gäbe. Ohne Hetze, jeder wie er beliebt, aber mit Respekt und Nachsicht für die Mitmenschen. Alles hat seine Berechtigung wie es mir scheint. Auch an den Lärm hat man sich schnell gewöhnt. Wir gehen meistens einen Teil der Strecke zu Fuss und fahren mit vollen Einkaufstaschen mit einem klapprigen Tuk Tuk zurück zur Marina, wir zahlen pro Fahrt 10 Quetzales was etwa CHF 1.20 entspricht, das ist doch irgendwie witzig finde ich. Jede einzelne Tuk Tuk Fahrt ist ein Erlebnis für sich. 

        Ich liebe es Tuk Tuk zu fahren

Die Lebensmittel sind in Guatemala sehr günstig. Auf dem Strassenmarkt in Frontéras ist aktuell Mango Hochsaison. Pickups voller Mangos werden täglich heran gekarrt und man verkauft direkt ab Auto - 30 Rappen das Stück -. Wir schweben im Mango Himmel! Und noch etwas; hier kriegt man praktisch alles was man zum leben braucht, es fehlt uns wirklich an nichts. 


Das entzückende Castillo de San Felipe 

Mit einer halsbrecherischen Fahrt zweier Tuk Tuk die sich gegenseitig ein Rennen liefern und schlingernd in die Kurven brettern, erreichen wir kurze Zeit später einwenig derangiert aber lebend das Castillo de Felipe. 

Castillo de San Felipe de Lara in Guatemala 04

Ein Schmuckstück ziert die Landzunge am Izabal See. 

Das Castillo de San Felipe de Lara befindet sich unweit unseres Standortes in der RAM-Marina auf einer Landzunge am Ausgang des Izabal Sees. Entzückend, klein und gut erhalten thront es da mit einem schönen Blick auf den Izabal See, heute dem UNESCO-Weltkulturerbe zugehörig.

   

Die Geschichte des Castillo de San Felipe beschreibt, dass bereits im Jahr 1595 an der Stelle des heutigen Forts ein kleiner Festungsturm zur Abwehr englischer, holländischer und portugiesischer Piraten, denen es zuvor wiederholt gelungen war, in den Lago Izabal einzudringen, erbaut. Dort befanden sich mehrere Handelsstationen mit Warenlagern, deren Güter nach Spanien verschifft wurden. Doch auch wenn die spanischen Schiffe die Karibik erreichten, konnten sie vor weiteren Piratenangriffen nicht sicher sein. Die Festung wurde immer wieder zerstört, aber immer wieder aufgebaut, grösser und stärker. 

Das heutige Castillo de San Felipe entstand in den Jahren 1644 bis 1651. Bereits im Jahr 1688 wurde die Festungsanlage in Teilen erneuert und ausgebaut. 

Im 18. Jahrhundert wurde der Handel zwischen Guatemala und Spanien mehr und mehr über den Hafen von Santo Tomás de Castilla (heute; Puerto Barrios) abgewickelt. 


Im Jahr 1817 wurde das Fort aufgegeben; wenige Jahre später (1821) erlangte Guatemala die Unabhängigkeit. In den Jahren 1955 und 2001 wurde die Festung grundlegend restauriert und ist heute ein beliebtes Ausflugs- und Touristenziel in Guatemala.

Ausflug mit Uschi & Arthur zum Castillo de Felipe de Lara 

Klar Schiff zum Auswassern 

        Ram Marina

Eine dunkle Wolke legt sich über die Werft  Der Monstergrosse Kran, der von den USA hierher nach Guatemalas geschippert wurde sollte unsere SeaBorne aus dem Wasser auf einen Tieflader heben. Schon seit Wochen wurde der Kran modifiziert, auf Vordermann getrimmt, gewartet und justiert seine Arbeit bald aufzunehmen. Der Kranführer lernte den für 50 Tonnen schwere Last ausgelegte Kran zu bedienen. Der Boden an der Auswasserungsstelle wurde für mehr Stabilität dick zu betoniert. 

Am Tag der Feuertaufe wurde ein fast 30 Tonnen schwerer Katamaran aus dem Wasser gehoben, alles klappte wunderbar. Wir witzelten noch und sagten zueinander; Gut, wenn die noch einwenig mit anderen Yachten üben, dann können wir getrost und vertrauensvoll die SeaBorne in die Hände der Kranführer legen, wenn es dann in einer Woche bei uns soweit ist. Doch soweit sollte es nicht kommen.

  Testlauf eines 60f Katamarans mit über 30 Tonnen, alles klappte bestens. 

Ein paar Tage bevor wir an der Reihe waren, kam eine 45 f. Lagoon aus dem Wasser. Wir alle stehen in Sichtnähe bereit und schauen zu. Immer wieder ist es ein spannendes Schauspiel wenn solch grosse Schiffe aus dem Wasser gehoben werden, scheinbar wie Spielzeuge.  

Alles nahm seinen Gang, bis plötzlich ein ohrenbetäubendes, kreischenderes Geräusch zu hören war. Der ausgefahrene Kranhals knickte in der Mitte wie ein Streichholz ab. Der vordere Kranhals stürzte mit voller Wucht auf die Lagoon. Zm Glück hing die Lagoon noch nicht gänzlich am Kran sondern sass auf seinen Kielen noch halb im Wasser. 


Zu Tode erschrocken sehen wir zu was passiert. Zum Glück war niemand mehr im Wasser und niemand wurde verletzt. Der Schock sass tief. Alle Arbeiter standen wie vom Blitz getroffen da und rührten sich nicht von der Stelle. Die Eigner standen fassungslos daneben, trauten ihren Augen nicht. Karen war mit den Nerven völlig fertig und weinte, konnte nicht fassen was da gerade passiert war. Was für eine Tragödie. Auch wir standen fassungslos da und waren echt geschockt vom Anblick dieses Unglücks. Karen und ihre Mitarbeiter taten uns wirklich leid, auch der Inhaber, der so viel Zeit und Geld investiert hatte war zutiefst entsetzt. Keine Ahnung wie sie diese Lagoon nun aus dem Wasser holen. Wahrscheinlich muss man sie wieder ins Wasser zurück schleppen und in der Nanajuana Werft, so wie wir an Land schleppen. Mit der Versicherung und der Haftung wird das allerdings noch einige Probleme mit sich bringen und seine Zeit dauern. 

Wir schauen einander vielsagend an, ich habe bereits weiche Knie. Wir sind sowas von froh darüber, dass uns dieses Schicksal erspart blieb. Der Fall ist nun klar, Plan B tritt in Kraft. Noch am selben Nachmittag fixieren wir einen Auswasserungs-Termin für die SeaBorne in der Nanajuana Marina. Unsere Weiterreise duldet keinen Aufschub wir haben unsere Flüge zur Abreise längst gebucht.   

Nanajuana Marina & Werft 

Die Auswasserung bei strömendem Regen hat länger gedauert als erwartet. Letztlich hat alles zu unserer Zufriedenheit perfekt geklappt. Die Männer arbeiteten sehr gewissenhaft und genau. 

  

Die SeaBorne wird gerade eingeparkt, die letzten Arbeiten müssen wir den Männern delegieren, es bleibt keine Zeit mehr übrig Hand anzulegen, das Dinghi muss eingepackt und unter der SeaBorne verstaut werden. Eilig können wir gerade noch ein Mittagessen verdrücken denn schon steht der Taxifahrer bereit der uns nach Puerto Barrios bringt. 

Von Puerto Barrios nach Guatemala Stadt 


Mit dem Taxi dauert die Fahrt knappe zwei Stunden. Nur eine Stunde dauert der Flug Mit TAG Airlines von Puerto Barrios nach Guatemala City. Mit dem Letuga Bus müssten wir 6-8 Stunden einplanen und schon am Vortag wegen unvorhergesehenen Ereignissen anreisen. Wir checken im Hotel ein und verbringen die letzten Stunden in Guatemala City just bevor sich unsere Wege trennen. 

Abschied 

Tomi und ich verabschieden uns bereits im Hotel. Tomi fliegt via Washington DC in die Schweiz zurück. Ich werde bald mit einem Taxi abgeholt, denn meine Reise geht weiter. Ich werde für acht Wochen in eine Spanisch Schule gehen um mein Spanisch zu verbessern. Ich freue mich wie ein kleines Mädchen auf die Schule, das Lernen, das Sprechen mit den Menschen und auf eine wundervolle kunterbunte koloniale Stadt die Antigua heisst. Mit einer noch schöneren Umgebung mit Vulkanen, Bergen, Seen, Flüssen, Städten und Dörfern. 

...aber davon berichte ich euch später. 

Liebe Grüsse Nadine & Tomas aus Guatemala City.