Mexiko  (1.Beitrag)                                                           März 2021


Veröffentlicht am 25. März 2021 von Nadine


Bin ich denn lebensmüde oder was? 

Noch vor wenigen Monaten hätten mich keine zehn Pferde nach Mexiko geschleppt. Das Land ist doch sowas von gefährlich, das die weitreichende Meinung wenn man sich herum hört und liest, auch die meine. 

Ich will mich nicht abstechen- oder auf offener Strasse erschiessen lassen. Muss es denn unbedingt Mexiko sein? Mexiko, wo sich Bandenkriege und Drogenkartelle die Stirn bieten und Mafiabosse die ehrlichen Bürger erpressen und unterdrücken? Ich will mich nicht Tag für Tag fürchten müssen, ausgeraubt zu werden oder noch schlimmer. Oder dramatisiere ich da fälschlicherweise etwas, was nicht ist? 

Nein, Mexiko muss es nun wirklich nicht sein. Oder erst recht?

Ja doch, Mexiko hat auch seine schönen Seiten, oder nicht? Lesestoff und Internet lassen mich aufhorchen und die Wogen glätten, die mich noch kürzlich in innere Aufruhr brachten. Klar, die Kriminalität darf man nicht ausser Acht lassen und schön reden nützt auch niemandem. Mit den entsprechenden Vorsichtsmassnahmen und der Befolgung von Regelungen für Reisende in Mexiko, ist eine Reise durchaus unbeschadet zu überstehen. 

Meine Zweifel gehören schon nach wenigen Wochen der Vergangenheit an. Bedenken über Bord geworfen. Mein lieber Tomi sieht dem Ganzen sowieso tiefenentspannt und locker entgegen. 

Die Covid 19 Situation in Mexiko hat massgeblich zu unser beider Entscheidung geführt. Mexiko hat die Grenzen seit Ausbruch der Pandemie nie geschlossen. Das Mittelamerikanische Land bietet sich geradezu an für Segelhungrige Langfahrtensegler. 

Das Land bedient sich einem Ampelsystem für alle Bundesstaaten, Städte, Maya Kulturstädten sowie sämtlichen Sehenswürdigkeiten. Unsere Ampel für Mexiko steht auf Grün. Es trennen uns jetzt nur noch 3 Tage, und Nächte von Mexiko. Vor Ort überzeugen wir uns selbst. So wie wir es trotz  Unkenrufen in der Vergangenheit immer getan haben. Inzwischen freuen wir uns so richtig doll auf Mexiko und ihre Nachbarstaaten Nicaragua, Costa Rica, Belize, Guatemala und Honduras. Angefangen in Mexiko auf der Halbinsel Yucatán. 


Überfahrt von Grand Cayman nach Mexiko, Isla Mujeres 

    

                                          

Gefreut haben wir uns wie kleine Kinder, wieder einmal Segel zu setzen. Wir starten mit einem schönen Vorwindkurs auf direktem Weg zur Isla Mujeres, Mexiko. Wir rechnen mit 3 Tagen und 2 Nächten Fahrt und rund 320 Seemeilen bis zur Ankunft. Die Gripfiles und Wetterprognosen versprechen uns eine lockere Kaffee und Kuchen Fahrt. Die See ist mild das Wetter perfekt. 

Mit dem Strom schwimmen

Nach 24 lockeren Segelstunden wurde uns klar, dass der direkte Weg nach Mexiko nicht möglich ist. Wir mussten in Richtung Kuba segeln und auf Höhe der "Isla de la Juventud" im Südwesten der Insel aufkreuzen. In Küstennähe segelten wir bis zum Westende von Kuba. Soweit so gut haben wir dadurch 12 Stunden verloren, das war aber nicht weiter tragisch, aber unser Zeitplan war somit obsolet. Wir steuerten von Kuba’s Westzipfel auf direktem Weg Isla Mujeres an. Wir machten ein gutes Stück Weg  bis uns der Golfstrom jäh erwischte. Mit 3 Knoten drückte der gewaltige Strom der über 30 Seemeilen breit ist, in Richtung Golf von Mexiko hoch. Da war kein gegen an kämpfen möglich. Wir änderten erneut den Kurs und segelten ausserhalb des Stroms in Richtung Isla Cozumel hinunter. Dann halsen wir erneut und segelten mit dem Golfstrom und einem herrlichen Vorwindkurs  mühelose 7-10 Knoten wie auf Schienen über das Wasser. In der letzten Etappe mussten wir uns quer zum Strom zur Isla Mujeres kämpfen. Mit 70% Motorenkraft machten wir nur 2-3 Knoten Fahrt. Zum Glück war der Wind bis auf 7 Knoten abgeflacht, drehte uns aber platt vor die Nase. Wir bergen die Segel, und fahren unter diesen ungewohnten Bedingungen die ganze Nacht hindurch in Richtung Cancún. Wir wussten nicht wie es in Küstennähe mit Bojen, Fischreusen und Fischernetzen aussieht. Manchmal sind es nur Petflaschen die an einer Schnur hängen, unsichtbar das Fischernetz darunter. Im unerbittlich ziehenden Golfstrom in eine Fischernetz Falle zu tappen und mit der Schraube hängen zu bleiben, wollten wir keinesfalls riskieren. Unsere suchenden Augen auf's Wasser gerichtet fanden wir bis zur Küstenlinie letztendlich keine einzige Boje mit einem Fischernetz. 

Isla Mujeres

Im Morgengrauen erreichten wir Isla Mujeres. Etwa 5 Seemeilen vor der Einfahrt wurde der Strom weniger und stellte schliesslich ganz ab. Zeit die Gastflagge von Mexiko und die gelbe Quarantäne- Flagge zu hiessen. Wir lassen Cancún links liegen und drehen zur Isla Mujeres ab.            

Einreise in Mexiko 

Für uns war klar, dass wir den Agenten Service den die Marina anbietet in Anspruch nehmen. Gerade erzählte uns lachend unser Kanadischer Steg-Nachbar, dass er selber Einklarierte und eine ganze Woche dazu brauchte. Die verschiedenen Büros in Cancún die er aufsuchen musste und die Beamten die ihn täglich mit „Mañana“ (Morgen) vertrösteten. Mañana weil gerade der Beamte nicht da war. Mañana weil die Papiere nicht fertig waren. Mañana eben, Mañana! 

Wir riefen über Funk die Marina auf wo sich nach langen Versuchen jemand meldete aber ohne Anweisungen. Wir fuhren durch die schmale untiefe Einfahrt in die Lagune der geschützen Mangrovenlandschaft. Für Katamarane kein Problem. Manchmal bleiben Einrumpfboote im Schlamm stecken. Unser Agent Jaimes wartete schon am Steg und winkte uns zu. Kurze Zeit später liegen wir wie im Ententeich gut geschützt am Steg der Marina Puerto Isla Mujeres. Jaimes führte uns zum Büro des Hafenmeisters. Innert 3 Stunden waren alle Formalitäten erledigt. Alles Beamten sind sehr freundlich, sehr zuvorkommend und locker drauf. Unter einem Baum im Schatten füllten wir die Papiere aus. Buenvenidos en Mexico! 

Zusammenfassung der Formalitäten 

Einwanderung- und Zollamt. Gesundheitsamt (Hygiene) Inspektion Arzt. Einwanderung Landschaft. Alle Beamten wurden aufgeboten und kamen auf die SeaBorne. Jaimes der Agent koordinierte und organisierte alle Prozesse. Unmengen an Papieren und Kopien wurden gestempelt und wechselten die Hand. 

Kosten: 150.- USD für den Agenten Service. 90.- USD für die Einreisegebühren. 78.-USD für die Immigration. 140.- USD für eingeführte Waren. Verzollung des SeaBorne (wird ab 5 Tage Aufenthalt fällig) 70.- USD. Dafür müssen wir mit der Fähre nach Cancún. Doch das Büro ist Corona bedingt seit längerem geschlossen. 

Total der Einklarierungskosten: 528.- USD Cash! (inkl. eingeführter Alkohol 140.- USD)

Anmerkung Landschaft: Fisch, Fleisch und Gemüse dürfen nicht eingeführt werden. Die Beamtin liess uns aber alles an Bord was im Tiefkühler und zum eigenen Verzehr bestimmt war. 

Anmerkung Zoll: Die Zollgebühren für eingeführte Waren wie Tabak (680 %) Alkohol (110 %) sind happig. Der Zollbeamte überprüfte und fotografierte jeden Winkel auf der SeaBorne. Am Ende kam er uns mit 140.- USD die er uns verrechnete, sehr entgegen. Er berechnete uns nur den Alkohol, nicht die 5 Päckli Zigaretten. Die Verzollung eines Päckli Zigaretten hätte uns 58.- USD gekostet… ein Wahnsinn. 

Anmerkung Arzt: Die Temperatur wurde uns gemessen und viele Gesundheitsfragen gestellt. Kein PCR Test erforderlich auch keine Quarantäne. Maske tragen ist überall obligatorisch auch im Freien.  

No hay agua, no hay electricidad, no hay internet…

Die salzige SeaBorne bekommt am nächsten Morgen eine süsswasser Dusche…Nach einer halben Stunde kommt kein Wasser mehr aus dem Schlauch. Für mehrere Stunden hiess es. Wir beschliessen nach dem Lunch an den Pool zu gehen, dort soll die Internetverbindung schnell sein. Doch leider gibt es gerade keinen Strom und der Server ist abgestürzt. Die Dame an der Rezeption meinte in einer Stunde gibt es wieder Strom. Der Marina Manager lachte und meinte; wenn wir Glück haben klappt das mit dem Strom bis heute Abend. Aber wahrscheinlicher eher Mañana. Inzwischen ist das Wasser zurück gekehrt. Mañana sagen wir zueinander, an Arbeit ist nicht mehr zu denken. Wir lassen den Tag gemütlich ausklingen, Mañana. Morgen ist auch noch ein Tag, Mañana. 

Wir haben uns hier schnell eingelebt. Der mexikanische lifestyle gefällt uns schon ganz gut. Alles was es zu erledigen gibt verschieben wir auf Mañana. Bis Morgen also… hasta Mañana!

Isla Mujeres 


Die Isla Mujeres (Fraueninsel genannt) liegt an der Mexikanischen Karibikküste im Bundesstaat Quintana Roo auf der Halbinsel Yucatán. Die Isla Mujeres liegt etwa 13 km nördlich des Ferienortes Cancún am Festland. Die Insel hat eine Ausdehnung von 7 Km Länge und 650 m Breite. Die Westküste ist seit 1996 Teil des Nationalparks Costa Occidental. Mit dem Festland ist die Insel mit ihren ca. 15’000 Einwohnern über Schnellfähren verbunden, die in Puerto Juárez starten und stündlich nach Cancun fahren. 

   

Wir machen eine Inselrundfahrt in einem dieser Golf-Schüttelbecher die neben knatternden Moped's und roten Taxi's scheinbar die einzigen Fahrzeuge auf der Insel sind. Alle gefühlten hundert Meter gibt es eine hässliche Tarpe (Strassenschwelle) Die Bandscheibe dankt ein sanftes darüber gleiten, was mein Tomi voll im Griff hat.

    

Farbenfrohes Isla Mujeres

Das kleine quirlige Städtchen auf der Insel brodelt von geschäftstüchtigen Mexikanern die ihre Waren den wenigen Touristen anbieten. Jeder freie noch so winzige Platz wird mit irgendwelchen Handarbeiten zum Verkauf belegt. Restaurant’s und Souvenir Läden gibt es hier wie Sand am Meer. Es gibt überall die gleichen Waren zu kaufen. Golf Cart, Tauch- und Schnorchelausflüge werden angeboten. Kleine Tiefkühltruhen auf Rädern mit Eis am Stiel sollen die Besucher zum Kauf verlocken. Vor jedem Laden egal was verkauft wird, stehen die Besitzer und wollen uns hinein locken. Sie begrüssen, rufen und preisen ihre Ware an. Die Mexikaner sind nie aufdringlich, sondern freundlich und höflich. Sie lassen uns sofort in Ruhe wenn wir nichts kaufen wollen. 

Ein Geschiebe und Gehupe auf den Strassen, Rufe und Musik aus den Shop’s. Eine Kakophonie aus Tönen die kurzfristig unser Sinnesorgane überfordern. Alles wird auch in US-Dollars angeboten und niemand spricht Spanisch. Nur die Mexikaner untereinander. Wir haben uns gerade gefragt, was hier wohl abgeht, wenn der Tourismus wieder so richtig boomt. 

  

     

Neben dem emsigen quirligen Leben im Städtchen ist gleich die Playa los Cocos. Weg vom Gewusel umspielt uns sofort eine lässige und entspannte Strand-Atmosphäre. Isla Mujeres ist bekannt für seine schönen Sandstrände. Der Sand erinnert uns an Kuba. Er ist weiss, wunderbar pudrig und fein. Unser erstes richtiges mexikanisches Picknick an der Playa los Cocos. Mit den Füssen im Sand ,ein kühles Cerveza in der Hand, so lässt es sich hier gut leben.

Die Schifffahrtsrinne führt sehr nahe entlang der Playa del Coco vorbei. Es bleibt den Badegästen nur ein markierter schmaler Bereich zum Schwimmen. Und wenn man so schön im Wasser planscht oder sich im Liegestuhl räkelt, sieht man die riesigen blauen Fähren oder die mit Menschen voll beladenen Ausflugskatamarane direkt vor der Nase vorbei ziehen. Ja, die kleine Insel ist sehr touristisch angehaucht. Trotzdem ist sie schnuckelig, charmant und jederzeit einen Besuch wert. 

Playa Norte 

  

Playa Norte 

Playa Norte soll der schönste Strand auf Isla Mujeres sein. Von Cancún verkehren täglich Fähren und organisierte Tagesausflüge zur Insel. Cruiser, Privat- und Charter Yachten bringen ihre Gäste an die Strände. Zurzeit sind die Strände fast leer, nur am Wochenende liegen die Yachten dicht an dicht um den Sandfleck Playa Norte gedrängt.  

Punta Sur 


Im Schüttelbecher fahren wir holpernd und hüpfend die kurze Strecke von Tarpe zu Tarpe, vom Norden in den Süden. 


Punta Sur 

Ist der südlichste Punkt der Insel mit einer tollen Aussicht auf’s Meer und Blick bis nach Cancún. Ein kleiner Tempel-Gedenk-Steinhaufen erinnert an die Mayas, die als erste Menschen damals die Insel besiedelten. Der südliche Bereich der Insel gehört zum Nationalpark El Garrafón. 

                

Ein herrlicher Ort der sehr auf Tourismus getrimmt wurde. Eintritt zahlt man, wenn man bis zum Maya-Steinhaufen am Ende der Südküste gehen will. 

Blick nach Cancún

Eine nette Rundfahrt über die Insel, die man locker in einem Tag macht. Es gibt ein grosses Delfinarium sowie eine Schildkrötenfarm auf der Insel, die besuchen wir aber nicht. Die Insel bietet noch ein paar andere Leckerbissen an, die allerdings unter Wasser liegen. Tauchen und Schnorcheln steht ganz Oben auf der todo Liste. Aber davon im nächsten Bericht. Am Ende unseres Ausflugs beladen wir den Schüttelbecher mit vollen Einkaufstaschen vom Supermarkt. Zurück geht’s in die Marina. 

Wir grüssen euch herzlich aus dem schnuckeligen Eiland Isla Mujeres in Mexiko. Nadine & Tomas