Alice Springs / Australien                                                        August 2017


Wir sind nach einer langen, anstrengenden Reise endlich in Alice Springs gelandet. Insgesamt waren wir seit unserem Start 27 Stunden in der Luft und 15 Stunden in irgend welchen Flughafengates am Warten auf den nächsten Anschlussflug. Schnupfen von dem ständigen kalten Luftzug im Flugzeug und an den Flughäfen wo man sich wie ein Stück Fleisch im Kühlhaus fühlt, setzten uns zu. Trotz Faserpelz, Mütze und Schal. Wir vermissen bereits die karibischen Temperaturen, die sich unsere Körper so schön gewohnt sind. Müdigkeit und Jetleg sind mit uns angekommen und bestimmen die nächsten Tage. In Sydney haben uns kalte 12 Grad empfangen. Zeitlich liegen wir 12 Stunden vor der MEZ und fühlen uns so ziemlich durch den Wind.  

Im Anflug nach Alice Springs mit Blick auf das Outback.

Endlose Weite, im Roten Zentrum Australiens 

Als Erstes haben wir uns einen Taxi genommen und sind zur Britz Autovermietung ins Zentrum von Alice Springs gefahren. Die Vermieterin hat erst heute gemerkt, dass wir drei Monate unterwegs sein werden und nicht wie die meisten Touristen 2-3 Wochen. So musste der Auto-Service noch erweitert werden und wir warteten bis wir endlich zur Übergabe kamen. Wir flüchteten uns auf einen nahe gelegenen Camping Platz und unterwegs besuchten wir einen Supermarkt um das Nötigste für die ersten Tage einzukaufen. In der Hinsicht fühlen wir uns schon mal wie Zuhause auf der SeaBorne - Supermärkte suchen, bunkern, Routen planen usw. Hier gibt es keine Chandler’s die wir für Ersatzteile benötigen…hier fahren wir einfach zur nächsten Britz-WoMo Station. Wir fragten; wie man ein Rad am WoMo wechselt, sie sagte uns; ruft einfach an und wir schicken jemanden vorbei…in die Wüste…?! Gut zu wissen, dann mal genügend Wasser und Vorräte bunkern, falls wir im Outback verloren gehen. 


Der erste Eindruck - oder viel mehr; Der erste Schock

War für uns die erste Begegnung mit Aborigines, den Eingeborenen von Australien. Nämlich vor und im Einkaufszentrum in Alice Springs. Gestalten mit zerlumpten und extrem schmutzigen Kleidern schlichen wie Bettler und Obdachlose an uns vorbei und argwöhnten uns mit ihren Blicken. Sie hocken vor dem Einkaufszentrum herum. Kein Lächeln, kein Friede in ihren Gesichtern. Unglückliche, hoffnungslose Gestalten, die nicht recht in diese Welt passen wollen. Ausgesetzte Randmenschen an der Grenze von Sein und Untergang in einer ach so perfekten Welt, die von Weissen gemacht wurde. Verstossene und ihrer Kultur beraubten Männer, Frauen und Kinder, sie scheinen nicht in diese Gesellschaft zu gehören. Die Traurigkeit in ihren Gesichtern ist wie ein Stich ins Herz. In ihren Gesichtern liegt Hoffnungslosigkeit und Leere. Ihre extreme Ausdünstung, die einem fast aus den Schuhen haut, das alles gehört nicht in eine weisse, perfekte Welt. Was ist da wirklich passiert? Wir werden es vielleicht während unserer Reise durch Australien erfahren und verstehen lernen. Für’s Erste sind wir geschockt, zutiefst berührt und beunruhigt über den Anblick der Aborigines. 

Wir werden noch nicht recht warm mit diesem Land und ihren Menschen, der Schock über die Aborigines die wir gesehen haben sitzt. Wir brauchen so glauben wir, erst ein paar Tage Erholung und Akklimatisation. Erst dann rückt so manches Bild in die richtige Richtung. Wir hoffen, es wird so sein!


Auf dem Camping Platz Big4 Holliday Park

Häuslich eingerichtet im ersten Campingplatz in Alice Springs im Britz WoMo.

Wir buchten 4 Nächte um uns einwenig anzugewöhnen und die Erkältung zu kurieren. Die erste Nacht ist bitterkalt. Die nächsten folgen. Mit langen Hosen, Socken, Faserpelz und Schal liegen wir im Bett und hoffen, dass die Heizung ihren Dienst nicht versagt. Sie röchelt und pustet abwechselnd und es wurde tatsächlich einwenig wärmer. Die Nächte sind um die 6 Grad. Tagsüber erfreut uns ein wolkenloser Himmel und die Sonne. Es wird um die Mittagszeit bis zu 28 Grad warm. Es weht ein mässiger Wind. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 16% unsere Schleimhäute leiden und die Haut sieht bereits wie eine Wüstenlandschaft aus. Wir sind die ganze Zeit durstig nach Wasser. Der Campingplatz ist gut ausgestattet mit allem was der Camper so braucht. Es hat einen riesigen Waschsalon und kilometerlange Wäscheleinen. Am Sonntag scheint hier nämlich der Welt-Camping-Waschtag zu sein. Wir schauen dem Treiben zu. Neben dem Kinderspielplatz zu wohnen ist besonders prickelnd. Ab 16:00h ziehen Grill-Düfte durch den Campingplatz. Es gibt öffentliche, gut ausgestattete Kochstellen und Grillplätze. Wir haben eine voll ausgestattete Küche und können an „Bord“ kochen, was ganz bequem ist. 


Frühmorgens überraschen uns viele dieser süssen „Rosa-Kakadus“, sie suchen im Gras nach Fressbarem und watscheln eifrig umher. 


Auch dieser wunderschöne Papagei sahen wir vom Frühstückstisch aus auf einem Baum sitzen. 


Wüstenstadt mitten im Kontinent > Alice Springs < 

Alice Springs, mit knapp 30’000 Einwohnern, ist die einzige größere Stadt nahe dem geographischen Zentrum Australiens und in dieser Eigenschaft das infrastrukturelle Tor zum australischen Outback. Es liegen mindestens 1.500 Kilometer von allen anderen großen Städten entfernt. Alice Springs ist der Ausgangsort für die weltbekannten Sehenswürdigkeiten: Urulu (Ayers Rock) Kata Tjuta (Olgas) Kings Canyon und den West MacDonnell Nationalpark. 

Wir geniessen den feinen Cappuccino. 

Wir legen einen Einkaufstag ein und schlendern durch den Ort wo sich die bekannte Todd Mall befindet. Wanderschuhe, Socken, Windjacke und Wanderhosen fehlen uns noch, wir werden doch schnell fündig und kaufen unsere Outback-Ausrüstung im Sportgeschäft mit Schwindel erregend hohen Preisen ein. 200 Meter später im Kaufhaus sind dann die Hemden dafür nur noch CHF 15.— und Hosen und T-Shirts kosten auch fast nichts. Hier zulande zahlt man mit Australischen Dollar’s. Relaxed lassen wir uns für einen Cappuccino im Café nieder, der happige 5.- Aussi-Dollar kostete. Zum Glück ist der Kurs zum Schweizer Franken 0.75, so dass man in Gedanken immer noch 1/4 abziehen kann. Dann sieht die Welt meist schon wieder etwas freundlicher aus.


Ausrüstung für das Outback. Wanderschuhe, dicke Socken, Hut und das wichtige Fliegennetz für über den Hut und das Gesicht. Es kann bald los gehen. 

Aboriginal Kunst 

In der Tat, hat sich unser anfängliches Bild der hier lebenden Aborigines ein klein wenig geändert. Im Park in Alice Springs und auf Parkplätzen sitzen die Aborigines und malen ihre Kunstwerke auf Leinwand. Sie rufen uns zu, wir sollen kommen und uns die Bilder anschauen. Jedes Bild symbolisiert Mensch, Tier und die Natur. Der Aborigines Mann erklärt uns die Kreise, Punkte, und Symbole auf den Bildern. Alle Lebensformen sind miteinander eng verbunden. Der Mensch ist im Tier und in der Natur. Das Tier ist im Menschen und in der Natur. Sowohl auch die Natur im Mensch und Tier vorhanden und symbolisiert ist. Dieses Bild malte die Aborigines Frau Fany Bulla, es symbolisiert Busch-Medizin. Wir entscheiden uns für ein Bild, zahlen und verschwinden schnell. Weshalb? Die Ausdünstung der Aborigines ist dermassen penetrant, dass es uns in ihrer Anwesenheit fast übel wird. Offensichtlich ist Wasser bei den Ureinwohnern halt nur zum Trinken und nicht zum Waschen da. Wir suchen schnell das Weite und atmen einmal tief durch. 

Die Kunst der Aborigines Fanya Bulla’s Busch-Medizin 


Startklar mit dem Britz-WoMo. 

Wir melden uns bald wieder aus dem Outback. Bis dahin liebe Grüsse Nadine & Tomas 

eSar fiz© Tomas und Nadine Cervera 2012