Kleine Überraschungen

Überraschungen mit dem Schiff sind offenbar an der Tagesordnung. Kurz vor Mustique gibt der rechte Motor (Steuerbordmaschine - wie der Skipper sagt) den Geist auf. Die Tankanzeige zeigt wie immer voll an, einen Defekt, den wir bei nächster oder übernachster Gelegenheit reparieren lassen müssen. Der Skipper war sich aber sicher, dass noch genügend Diesel im Tank sein müsste. Tja, so viel zum Urteilsvermögen unseres Skippers. Da wir an einer Mooringboje anlegen wollen und es einfacher mit 2 Motoren geht und zudem viel Wind und Schwell in der Bucht von Mustique herrschen, entscheidet der Skipper, dass zuerst aus dem Reservekanister was in den Tank soll. Dass das bei Wellengang für unseren Skipper nicht ganz ohne war, konnte man nach der Uebung am Skipper problemlos riechen. Solchermassen mit Marke "Diesel" parfümiert, sind wir dann in der Bucht der Filmstars, der Reichen und Schönen angekommen. Hätte nur noch gefehlt, dass der Schauspieler Win Diesel aufgetaucht wäre um Skipper Diesel zu begrüssen, sozusagen als Namensvetter. Apropos fetter - aber Ihr ahnt sicher schon, dass der Skipper immer noch nicht viel abgenommen hat.

Da die paar Tropfen aus dem Ersatzkanister uns auch nicht viel weiter bringen würden, befahl der Skipper erst mal - es wird Diesel gebunkert. Leider hatte es in der Bucht keine Schiffstankstelle. Man kann ja viel über den Skipper sagen, aber nicht, dass er so leicht aufgibt. Also viel sein Adleraugen auf einen Standbuggi, sieht aus wie ein Golfkart und heisst bei den Einheimischen "Mul". Kommt wohl von Muli oder Esel, passt also ausgezeichnet zum Skipper. Schnell so ein Ding gemietet und schon waren wir unterwegs zur nächsten und einzigen Tankstelle mit unserem Ersatzkanister. 

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So verbrachten wir den Rest des Tages auf der Trauminsel mit Kanister füllen, mit dem Dingi zum Schiff, einfüllen, zur Tankstelle, wieder Kanister auffüllen etc. etc. Der Schwarze an der Tankstelle schauten den Skipper schon komisch an, als er zum 3. Mal seinen z'Vieri unterbrechen musste, weil er schon wieder einen Kanister bezahlen wollte. Er hat sich dann auch nicht mehr die Mühe gemacht, aufzustehen und auf den Zähler an der Tanksäule zu schauen, sonder immer den gleichen Preis berechnet. So sind sie halt die Einheimischen, effizient und keinen Schritt zu viel - reicht ja wenn der Skipper schwitzt.

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Selbst meine Verwandten, die überall am Strassenrand anzutreffen waren, haben nur gestaunt, ob dem komischen Alten mit dem gelben Kanister. 

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Leider hatte ich keine Zeit mit den einheimischen Schildkröten ein paar Worte zu wechseln, da der Skipper ziemlich stresste, weil er den "Mul" pünktlich zurückgeben musste. Hätte aber sowieso nicht so viel gebracht, da die Einheimischen mich kaum verstehen, weil sie nicht so gut Englisch speaken.

Kurz und gut, Mustigue war nicht halb so mystisch, wie der Name einem suggerieren will, auch Mick Jagger habe ich nicht gesehen. Hat sich wohl verzogen, weil die berühmte Strandbar wegen Renovation geschlossen hatte - der alte Säufer! Da auch das Wetter nicht so strahlend wie gewohnt war, entschloss sich die Co-Skipperin, noch kurz die Vorräte im einzigen kleinen Supermarkt aufzufüllen. Da die meisten Artikel kein Preisschild hatten, gestaltete sich der Einkauf als finanzieller "Blindflug". Auch konnte Nadine ihren Stolz kaum verheimlichen, als sie in einer Ecke des Supermarkts doch tatsächlich ein paar Stangen Nespressokapseln entdeckt hat. Das obwohl der Skipper immer behauptet hat, in der Karibik werden wir keine Nespressokapseln kriegen. Aber eben, Jagger, Hilfiger, Clooney und Konsorten schlürfen halt auch gerne eine guten Kaffee. Natürlich musste Nadine gleich ein paar Stangen mitnehmen, nur um den Skipper ein wenig zu foppen. Dieser konnte sich dann an Bord ein Grinsen nicht verkneifen, als Nadine ihm beichten musste, was der kleine Einkauf gekostet hat. Vor allem die Nespressokapseln schlugen mit umgerechnet CHF 25.-- pro Stange zu Buche, was die Bordkasse arg ächzen liess. Vermutlich hat Clooney die Nespressokapseln selbst angeliefert, dass die so teuer waren "what else".

Überhaupt haben sie es mit den Preisen noch nicht so im Griff, wie könnte sonst unsere Co-Skipperin so strahlen, wenn sie gerade von zwei Fischern über den Tisch gezogen wird, die für drei kleine Fische ungeniert 90 EC kassieren. Aber ich bin zuversichtlich, dass die beiden es schon noch lernen.

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Unter uns gesagt, wollte mich der Skipper mit ein paar Nespressokapseln bestechen, das ich das mit dem Diesel nicht schreibe. Er meinte, Nespressokapseln wären so wertvoll wie Gold. Aber Enthüllungsjournalismus kennt halt nur die Wahrheit und harte Fakten. Trotzdem muss ich doch auch mal sagen, dass sich der Skipper eigentlich ganz gut macht, und uns immer sicher an den nächsten Ort bringt, oder wie der Engländer sagt: He has a lot on the case!

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Keep cool und geniesst Euren billigen Nespresso!


eSar fiz© Tomas und Nadine Cervera 2012