Kanada 1. Reiseberichtericht                                                                                       1. September 2018


Ankunft in Calgary 

Am 29. August erreichen wir mit Condor den Flughafen Calgary in Kanada. Nach einer Übernachtung im Hotel - so wird vom Vermieter vorgeschrieben - übernehmen wir den kleinen, süssen und nigel-nagel-neuen „Minnie Winnie“ RV von Winnebago. (RV = Recriation Vehicle oder zu Deutsch: Freizeit Fahrzeug.)

Unser „Minnie Winnie“ RV 


Anja, unsere Vermieterin war sehr freundlich und zuvorkommend. Sie stattete uns mit allem Nötigen aus was zwei Camper, wie wir es sind in 5 Wochen brauchen. Ganz sicher sind genügend Handtücher und Bettwäsche zum Wechseln dabei. Nebenbei schenkte sie uns eine Eintrittskarte für alle Nationalparks in Kanada die ca. 160.- Dollar kosten würde. Wenn das mal nicht grosszügig ist. 

Wir fahren zum nächst gelegenen RV-Campingplatz um uns einzurichten und zu bunkern. “Mountain View“ heisst er und hört sich vielversprechend an. Es ist aber ein eher schäbiger Campingplatz und von den Bergen weit und breit nichts zu sehen. Dafür donnern 40tönner-Lastwagen an der unmittelbar neben dem Campingplatz liegenden Autobahn vorbei. Welcome to Canada!  

Mister Jetlag zwingt uns in die Knie. Acht Stunden Zeitverschiebung zur Schweiz stecken wir nicht einfach so weg, nicht mehr. Morgens um 3:00h ist also Tagwache. Zeit um unsere Reise-Route zu planen. Wir kaufen am frühen Morgen den Supermarkt leer und richten uns im RV häuslich ein. 

Am 1. September 2019 fahren wir also los und unser Abenteuer Kanada kann beginnen.   


Auf den Spuren der Dinosaurier im Bundesstaat Alberta 

Unsere erste Etappe führt uns durch die Badlands nach Drumheller östlich von Calgary. Alberta ist eine fruchtbare Gegend. Die Sonne lässt die unendlichen Weiten der Weizenfelder Albertas golden leuchten. 


Die Strasse ein stetiges Auf und Ab zwischen Weizenfeldern und tiefen Senken - die Badlands von Alberta -. 


Landwirtschaft wird im Bundesstaat Alberta gross geschrieben.

Der Weizen ist teilweise bereits geerntet. Zurück bleiben grosse Strohballen für den kommenden Winter. 


Schöne Aussicht am Okney Hill 

Nach einer kurzen Fahrt machen wir Halt am Aussichtspunkt von Orkney Hill. Wir blicken über den Abbruch der Landschaft auf das Red Deer River Valley und gleichnahmigen Fluss. Die Landschaft verändert sich und wird hügelig mit bizzarren farbigen Sandsteinformationen. 

Red Deer Valley & River 

Badlands Sandsteinhügel 

Wir fahren weiter entlang des Red Deer Rivers und gelangen zur historischen Kabelfähre „Bleriot Ferry“ wo wir vom Fähri-Mann per Handschlag begrüsst werden. Wir setzen über den 100m breiten Red Deer River auf die gegenüberliegende Seite des Canyons. 

Bleriot Ferry 

Die Strasse führt uns weiter zwischen Sandsteinhügeln hindurch bis zum nächsten Aussichtspunkt dem Horse Thief Canyon. 

Horse Thief Canyon, ein Blick über die Badlands und ihre Sandsteinhügel 


Dieser kleine dicke Goldmantel-Ziesel überraschte uns mit seiner Anwesenheit als er aus seiner Höhle kam und er war nicht einmal scheu.  


Weizenfelder und Erdölbohrer 

Endlose Weizenfelder mit Ölförderer welche nicht richtig ins Bild passen wollen. Doch beides muss Platz haben in unserer heutigen Welt. 


Das Royal Tyrrell Museum bei Drumheller

 Der Dinosaurier Trail führt uns geradewegs zum Royal Tyrrell Dinosaurier Museum. 


Das „ Royal Tyrrell Museum of Palaeontology" ist eines der weltweit führenden paläontologischen Museen seiner Art in Drumheller, Alberta. Sein Schwerpunkt liegt auf den zahlreichen Fossilienfunden aus den Kanadischen Badlands. 


Ausgang der Kreidezeit vor rund 70 Mio. Jahren herrschte in Albertas Süden subtropisches Klima. In einem grossen, sumpfigen Flussdelta vermoderten riesige Wälder und bildeten die Basies für die Entstehung von Kohlelagerstätten. Etwa zur selben Zeit starben die Dinosaurier aus. Nach der letzten Eiszeit vor ca. 14 000 Jahren wuschen Wind- und Wassererosion die Canyons der Badlands aus und legten viele Dinosaurierknochen frei. Selbst heute werden durch Grabungen von Minenfeldern, Öl und andere Bodenschätze immer wieder Fossile Knochen gefunden.  


Unter den Ausstellungsstücken befinden sich 40 vollständige Dinosaurierskelette, die weltweit größte Sammlung dieser Art. Darunter ist auch Tyrannosaurus Rex, einer der größten fleischfressenden Dinosaurier. Albertosaurus, dessen Fossilien erstmals von Tyrrell gefunden wurde. Weitere Ausstellungsstücke sind eine große Anzahl von Fossilien aus dem Burgess-Schiefer von den kanadischen Rocky Mountains, das Modell eines Riffs aus dem Devon in Originalgröße, sowie ein botanischer Garten mit 600 Pflanzen aus der Kreidezeit. 


Gut und gerne verbringen wir einen halben Tag in dieser äusserst interessanten Welt der Dinosaurier. 

Hinter einer Scheibe befindet sich eine der Arbeitsstätten der Paläontologen. Hier werden die Exponate für die Ausstellung bearbeitet. Wenn nicht Samstag und arbeitsfreier Tag wäre, könnten wir zuschauen wie gearbeitet würde. Sehr schade, da haben wir wohl den falschen Tag gewählt. 

 


Unterwasser Versteinerungen 









Ein grossartiges Museum mit echten Exponaten aus realen Ausgrabungen. Sie alle waren sehr beeindruckend, ja gigantisch trifft es besser anzuschauen. Zuerst dachten wir es wären nur einzelne Knochenfragmente zu sehen. Der Rest mit Kunststoff-Dinos präpariert. Weit gefehlt, es waren alles echte Dinosaurier-Skelette. Visuell sehr ansprechend ausgestellt und verständlich präsentiert. Manche Exponate durfte man sogar anfassen. 

Dinosaurier-Städtchen-Drumheller

Downtown Drumheller hat gerade mal 8’000 Einwohner und steht ganz unter dem Zeichen der Dinosaurier. Der weltgrösste Dinosaurier preist das Städtchen mit einer Höhe von 26 Metern an und sitzt Mitten in Drumheller, er ist nicht zu übersehen. Das ganze Städtchen ist mit kleinen, farbenfrohen Kunstoff-Dinos geschmückt, die man überall sieht. 

Der Risendino in Drumheller, einen extra Umweg der sich sicherlich gelohnt hatte. 

Genug der Dino’s für einen Tag. Wir suchten uns einen Campingplatz und fanden einen ohne Strom und Wasser mitten auf einem fussballfeldgrossen Rasenplatz. Glücklicherweise könne wir mit dem Minnie Winnie autonom leben und nehmen den unattraktiven dafür kostengünstigen Abstellplatz für eine Nacht in Kauf.  

Am Morgen ist es bitter kalt (5°C) Wir schalten die Heizung auf Hochtouren und machen uns auf die Suche der nahegelegenen Hoodoos. Hoodoos sind pilzförmige Felsformationen, gebildet durch Wind- und Wassererosion verschieden harter Kalksandsteinschichten in den Badlands von Alberta. 

Hoodoos, Badlands Alberta 



Die Sonne zeigt sich für ein paar Stunden genau richtig für die Fotos. 



Dinosaur Provincial Park 

Von Drumheller fahren wir ca. 50km in südlicher Richtung nach Brooks weiter. Nach einer eintönigen, kargen Landschaft bricht vor uns ein gigantisch grosser Canyon auf. Wie das Gebiet um Drumheller ist auch die Region bei Brooks ein gewaltiger prähistorischer Friedhof. 

Soweit man in die Ferne blicken kann erstreckt sich dieses riesige zerklüftete Gebiet wo einst die Dinosaurier lebten und heute deren Knochen und Fragmente ausgegraben werden. 

Gigantischer Dinosaur Friedhof der Provincial Park 


Geführte Bus-Touren zu den Grabungsstellen sind im Angebot. Wie auch Geführte Touren zu Fuss wo man selbst nach Dino-Relikten graben kann. Leider sind alle Touren ausgebucht. Selbst auf dem daneben liegenden Campingplatz ist nichts mehr zu haben. Es ist langes Wochenende für die Kanadier denn am 3. September ist Labor-Day, für uns wäre das der 1. Mai - Tag der Arbeit. Die amerikanischen Ferien sind am 3. September zu Ende und wir hoffen auf weniger überfüllte Campgrounds in den kommenden Wochen. Wir fahren 11km zurück und finden einen ansprechend kleinen Campingplatz, mit vielen Bäumen direkt am Red Deer River. Jedoch ohne Wasser, Strom oder sonstigen Einrichtungen, wir sind autonom, wir bleiben. Kostenfrei! 

Einsamer Campingplatz am Red Deer River für eine Nacht, genau richtig. 

Das Wetter schlägt um, es wird noch kälter und es soll dauerregnen. Schnell merken wir, dass beim Wettercheck auch der Wind beobachtet weden muss, Windstärke- und Richtung. Bläst er aus Norden wird’s bitter kalt um die 2°C Nachts, Tagsüber maximal 13°C.  Weht er aus Süden wird’s bis zu 25°C angenehm warm aber Nachts fallen die Temperaturen gegen 0°C. Wir nutzen den Regentag für die 6 Stunden Fahrt und nehmen somit PlanB in Angriff, weil wir leider keine Dinoknochen ausbuddeln dürfen. Wir lassen die Dinoknochen liegen wo sie sind und fahren den schnellsten Weg zum südlichsten Punkt Albertas zum Waterton Nationalpark an der Grenze der USA. 

Ein Campground via Internet zu reservieren und auch zu zahlen wird einem hierzulande schwer gemacht -funktioniert nicht!- Entnervt klappt Tomi nach langem Üben den Compi zu und startet den Motor von Minnie Winnie, wir fahren los. Wir versuchen halt einen Platz ohne Reservation zu ergattern. 


Von der Prärie ins Hochgebirge

Die Rocky Mountains ragen majestätisch vor uns auf. Ein abrupter Wechsel vom Flachland in die Bergwelt. 


Kurz vor Abfahrt stossen wir per Zufall über eine Internetinfo, dass es im Waterton Nationalpark letztes Jahr 2017 heftig gebrannt hatte. Die Auswirkungen waren verheerend. Einige Wandergebiete sind noch immer gesperrt und die ganzen Wälder sind bis in die hohen Lagen abgebrannt. Von vier Campgrounds sind drei verbrannt und geschlossen. So konzentriert sich alles auf den einzigen im Waterton Nationalpark, der Townsite Campground. Wir haben Glück und ergattern uns einen Platz mit Strom jedoch ohne Wasser, das gibt es am Gemeinschafts-Wasserhahn. Die Lage direkt am Waterton Lake und den Rocky Mountains im Hintergrund ist grandios. Zum Spottpreis von umgerechnet CHF 25.- kostet uns eine Nacht an dieser Traumlage.  


Bären - wir kommen! 

Wir sind schon ganz aufgeregt Bären zu sehen. Die hier auf dem Schild sind hoffentlich nicht die einzigen. Schwarzbären und Grisli’s sind im Waterton Nationalpark Zuhause.  


Im Notfall tut’s auch der kleine, geschnitzt aus Holz. Ist er doch niedlich und beisst nicht.


    Als wir es am wenigsten erwarteten, sehen wir am Ufer des Upper Waterton Lake einen wunderschönen Schwarzbär mit glänzendem Fell. Leider hat er uns ebenfalls gesichtet und verschwand schnell im Wald. 


In der Touristeninfo in Waterton down Town, ein kleines Nest, wird uns die Auswirkung des riesigen Brandes auf unsere Wanderziele erst richtig bewusst. Praktisch 2/3 des ganzen Parkes ist gesperrt. Seit zwei Wochen hat es erneut lokale Brände gegeben, wir sehen den Rauch wo es aktuell brennt. 

                                               Bilder sagen mehr als Worte. 

Der Waterton Nationalpark. Das braun markierte ist alles verbrannter Wald und somit Sperrgebiet.


Waterton's Dorfleben

Die Wanderwege sind geschlossen, keine Klettertouren und Wanderungen zu den Bergseen. Sogar der Weg zum Camaron Lake der 23 Km weiter weg liegt ist gesperrt, genauso wie der Red Rock Canyon den wir besuchen wollten. Wir machen das beste aus der Situation und besuchen das Dorf in Waterton Lake.

Der kitschigste und süsseste Laden in Waterton downtown weit und breit, wo die Schleckstengel sogar die Decke Tapezieren. 


Zwei Hirschmütter mit ihren beiden Teenager-Kids, grasen friedlich in den Blumenbeete und suchen die zartesten Grashalme. Nicht schlecht staunten wir, dass sie keine Scheu vor uns hatten. 


Die berühmten Alberta Bisonsteaks.Unser erstes überhaupt genossen wir im „Trapper’s“ Es war köstlich aromatisch, und perfekt gebraten. 


Waterton Lake Cruise


Mit dem nostalgischen Dampfschiff „International“ tuckern wir auf Kanadas tiefstem See der Rocky Mountains mit 140m den Upper Waterton Lake hinauf. Bis wir die Grenze zum Bundesstaat Montana USA passieren. Am Südende des Sees im Glacier Nationalpark ist die Goat Haunt Ranger Station. Dann tuckerten wir wieder nach Waterton zurück. Eine wunderschöne Route bei traumhaft schönem Wetter. 

 

Upper Waterton Lake Cruise mit den eindrücklichen Rocky Mountains


Prinz of Wales Grand Hotel

Hoch über dem Waterton Lake thront das 1927 nach Schweizer Vorbild erbaute Hotel „Prinz of Wales“.

 

Ein steiler Weg führte am Fusse des Hotels empor und wir wurden mit einer taumhaften Aussicht belohnt. Wow!


Beim Afternoon Tee geniessen wir delikate Häppchen von Kellnern stilsicher im Schottenrock serviert. Die atemberaubende Aussicht gabs umsonst dazu. Herrlich! 

Die Tierwelt im Waterton Nationalpark kurz zusammengefasst:                                                                                             Bison auf dem Teller, Schwarzbär am Strand des Waterton Lakes. Hirschkühe mit Bambi mitten im Dorf. Mehr ging wirklich nicht mehr, wir waren mehr als glücklich für die erste Woche in Kanada.  

 

eSar fiz© Tomas und Nadine Cervera 2012