St. Vincent:                                                                                                                12/2012


Weiter geht unsere Reise am 22. November von Grenada nach Carriacou, Union Island, Bequia und schliesslich nach St. Vincent. 

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Wir segeln zwischen Bequia und St. Vincent.                                                                                                                         Von weitem sieht man die Hauptstadt Kingstown.

Auf unserem Weg zu den Grenadinen im Sommer dieses Jahres sind wir bewusst an St. Vincent vorbei gesegelt. Nun sind wir schon einige Monate zwischen St. Vincent und Grenada unterwegs und haben viele schöne Begegnungen und interessannte Erlebnisse gehabt, die wir mitnehmen dürfen. Nun haben wir uns doch entschlossen St. Vincent zu besuchen. Berichten zufolge ist man hier nicht so sicher vor Überfällen! In den letzten Jahren hatte es offenbar einige Raubüberfälle auf Yachttouristen gegeben. Einhand Segler oder Yachten mit kleiner Crew sollen besonders gefährdet sein. Doch wir wollen uns unser eigenes Bild von dieser schönen, wilden und ursprünglichen Insel machen. Unsere erste Nacht liegen wir in der "Blue Lagoon Bay" an einer Mooringboje. Alles ist wie sonst auch... wir haben gut geschlafen... jetzt sind wir neugierieg, was uns St. Vincent alles anzubieten hat... Das Dinghy ist startklar... los geht's!

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Hübsch, wie sich die farbigen Häuser an die Küste St. Vincent's schmiegen. 

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Hir sind wir im Moorings Stützpunkt von St. Vincent in der Blue Lagoon Bay.                                                                                Das lange Haus mit dem roten Dach ist die Blue Lagoon Marina.                                                                                                                                                                        

Geschichte St. Vincent

Christoph Kolumbus entdeckte auf seiner dritten Westindienreise 1498 St.Vincent. 

Die Kariben nannten zur damaligen Zeit ihre Insel Hairoun "Heimat des Glücks". (Heute erinnert an den Namen "Hairoun" nur noch das lokal hergestellte Hairoun-Bier)! Ihr Glück wurde in den nachfolgenden Jahren allerdings nachhaltig gestört. Es gibt nur wenig geschichtlich gesicherte Daten bis 1672. Die Engländer versuchten mehrmals, Teile der Insel zu besetzen, scheiterten aber immer am Widerstand der Kariben. 

Neues Leben kam erst auf die Insel, als ein Sklavenschiff vor Bequia strandete. Die menschliche Fracht flüchtete hierher in die Freiheit und vermischte sich mit den Kariben. Im Laufe weniger Gernerationen entwickelte sich eine Mischrasse - die "Black caribs", die auch die Lebensweise der "Red caribs" annahmen. 

Bis auf den Zeitraum zwischen 1779 und 1783, als die Franzosen die Insel besetzt hielten, hatten die Engländer hier die Vormachtstellung. Während der Französischen Revolution verbündeten sich die französischen Republikaner mit den schwarzen Kariben, zerstörten die Siedlungen und Zuckerrohrfelder und ermordeten die englischen Kolonialisten. Als der Aufstand niedergeschlagen war, begann eine neue Kolonisation. Die etwa 6000 Kariben, die überlebt hatten, wurden zu der zu Honduras gehörenden Insel Roatan deportiert, und ihre Nachkommen leben heute dort vom Fischfang. 

Nach dem Frieden von Versailles 1783 wurde die Insel britische Kronkolonie im Verbund der Windward-Inseln. 1979 wurde die Insel dann von Grossbritanien in die Unabhängigkeit entlassen. Der Zwergstaat St. Vincent wurde künftig als neue Demokratie geführt. 


Die vielen Blumen auf St. Vincent geben einen wundervollen Eindruck dieser ursprünglich gebliebenen Insel. 

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Bougainvillea  

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Hibiskusblüte

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Land und Leute St. Vincents

Die 322 km2 grosse Insel St. Vincent ist völlig aus vulkanischem Gestein, der Vulkan "Mount Soufrière" ist noch immer aktiv, ruht aber zum Glück zurzeit. Er liegt 1400m über dem Meer. Beim Ausbruch 1902, der sich 24 Stunden nach der Mount-Pelée-Katastrophe ereignete, kamen 2000 Menschen ums Leben. Es bildete sich ein 500 m tiefer Kratersee den man heute bei einer Vulkanwanderung umwandern kann. 1979 kam es zu einer Gasexplosion. 20 000 Menschen wurden zum Glück rechtzeitig evakuiert. Mehrere tausend Meter hohe Aschenwolken umgab die Insel. Nach dem Unglück entstand eine kleine Insel im Kratersee. 

Hauptwirschaftsfaktor ist die Landwirtschaft, von der etwa 85% des Bruttosozialproduktes erbracht wird. Der Vulkanboden ist ausgesprochen fruchtbar und es besteht ein ausgewogenes Verhältnis von Grossgrundbesitz und Kleinbauern. Angebaut werden für den Eigenbedarf Gemüse, Maniok und Kartoffeln. Der Grossanbau für den Export konzentriert sich auf Bananen, die hochwertige "Sea-Island-Baumwolle", Kakao und Gewürze. Ausserdem ist St. Vincent Hauptproduzent von Arrowroot (Pfeilwurz), dessen Substanzen als Veredelungsprodukt für die Herstellung von Papier für Computerdrucker äusserst wichtig sind. 

Vom Massentourismus ist die Hauptinsel St. Vincent fast unberührt geblieben. Es fehlt an allem, was der moderne Reisende so braucht, um sich in den Tropen wohl zu fühlen, vom Hotel mit Pool bis hin zum Golfplatz, so entnimmt man die Info dem Reiseführer. Doch abgesehen vom Golfplatz gibt es sehr schöne kleinere Hotelanlagen direkt am Meer gelegen mit Pool. Das einmalige und typisch karibische Feeling soll unverfälscht bleiben, es ist mitunter der Grund weswegen man diese Insel besucht. Aber möglicherweise betrachten die "Vincentianer" (Vincentians), geschichtlich bedingt, die Touristen auch als Eindringlinge. Man sperrt sich gegen den touristischen Einheitsbrei wie z.B. auf Martinique. Man legt grössten Wert auf die kulturelle Eigenständigkeit, aber trotzdem wird man hier als Gast behandelt. Die Insellandschaft mit ihren Regenwäldern, Wasserfällen, den weissen sowie schwarzen Sandstränden und der wilden Vulkanszenerie ist sehr reizvoll und einmalig schön. Der Zauber des dichten Tropenwaldes wird unterbrochen von Flussläufen, in denen man bedenkenlos baden kann. In St. Vincent und den 32 umliegenden kleineren Grenadinen Inseln leben derzeit etwa  120 000 Vincentians, an den Küsten in kleinen Dörfern verteilt. Die Hauptstadt ist "Kingstown" mit ca 37 000 Einwohnern der Bevölkerungsschwerpunkt St. Vincents. Die Amts- und Geschäftssprache ist Englisch, die Umgangssprache ist Potois. 

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Hier sieht man das Verhältnis von einem Cruiser Schiff mit etwa dreieinhalbtausend Passagieren                                                    an Bord, zur Hauptstadt Kingstown und den Bergen dahinter. In der Hochsaison sind bis zu drei Schiffe                                                    in der Hauptstadt und alle wollen etwas erleben...

Kingstown: 

Wir machen einen Bummel durch die Hauptstadt St.Vincents. Es hat viele Shops und Warenhäuser die sich in den Einkaufsstrassen aneinander reihen. Vom Europäischen Standard weit entfernt. Es wirkt alles ein bisschen schmuddlig und ungepflegt. Aus der Kolonialzeit sieht man die Überresten der ehemaligen Backsteinbauten. Daneben der neuere Betonbaustil dem Kingstown einen neuzeitlichen Anstrich geben soll, die Farbe aber bereits abblättert. Es fällt uns auf, dass es hier einige stockbetrunkene Männer gibt die die Touristen anpöbeln, wenn sie nichts bekommen werden sie beschimpft... auf Potois natürlich... das versteht man ja zum Glück nicht! Wir sehen auch einige Bettler an den Strassen hocken. Bis jetzt haben wir diese in der Karibik noch nie zu Gesicht bekommen. Die Armut der Leute ist zum Teil offensichtlich. Kingstown hinterlässt bei uns den Eindruck einer eher ungepflegten Hafenstadt ohne wirklichen Charm. 


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Ein Warenhaus in Kingstown mit luftigen Flanierbögen.

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Alte verkommene Backsteinbauten aus der Kolonialzeit. 

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An der Durchgangsstrasse viele kleine Stände die alles Mögliche anbieten. Dahinter befindet sich der                                    Fischmarkt und der grosse Früchte- und Gemüsemarkt.                                                                                                                 Der Markt wirkt aber eher wie ein grosser Warenumschlagplatz.        

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Wo immer möglich werden kleine Stände an den Strassen und Gassen aufgebaut. 

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Unter einem der Viaduktbögen werden die schönsten Früchte und Gemüse hübsch präsentiert.

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Das Polizei Gebäude mitten in Kingstown hätte auch eine Restauration nötig.                                                                           Die blütenweisse Uniform des Polizisten (unten) blendet geradezu im Gegensatz zu dem Gebäude. 

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St. George's Anglican Cathedral. Die Architekten Buisseret und Clarke sprechen davon, dass das Kirchenschiff                               und zumindest die unteren Stufen des Turms von 1820 stammen. Die Gallerie im Eingangsbereich ist ein charmantes             Beispiel der späten georgischen Architektur. Auf der Ostseite sind wunderschöne bemalte Glasfenster von                                 einem englischen Künstler zu sehen. An der Südseite ist ein grosses Fenster zu sehen, hergestellt aus Münchner Glas. 


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Gleich daneben befindet sich die (rabenschwarze) historische Methodist Church.                                                                                           Diese ehemals alte römisch-katholische Kirche wurde 1790 von methodistischen Missionaren gekauft.                                       Durch die Gemeinde und viele freiwillige Helfer und Spenden wurde eine Evangelisch-methodistische Kirche erstellt, so wie sie heute zu bestaunen ist. Die Kirche wurde 1841 geweiht. Der Glockenturm wurde aber erst 1907 errichtet. Im Jahr 2007 war die Kirche fertig renoviert behielt aber ihre ursprüngliche Architektur.                                                                                       (Das Bild ist leider ein bisschen unterbelichtet)  

Botanic Garden St. Vincent

Wir machen einen Besuch im Montreal Garten, der sich ausserhalb von Kingstown befindet! ( Tomi freut sich sehr auf die vielen verschiedenen Blumen und Pflanzen!!)  Eine wundervolle Vielfalt an wilden tropischen Sträuchern und Bäumen. Auf einem schmal angelegten Wanderpfad der durch den gesamten Garten führt, werden wir von der Pflanzen- und Blumenwelt eingenommen. 

Mesopotamia Valley

Unser Tourgide führte uns am schönsten Aussichtspunkt in St. Vincent vorbei, dem Mesopotamia Valley. Eine wundervolle Aussicht über das gesamte Valley wo man soweit das Auge Reicht bespickt mit sämtlichen Pflanzen, Bäume, Sträucher die in St. Vincent wild wachsen und auch angebaut werden belohnt wird. Bäche und Flussläufe führen durch dieses dichte, wilde Tal. 

Black Point Tunnel

Wir fahren an der Ostküste St. Vincents entlang durch eine Hügelige ausgesprochen fruchtbare Gegend. Durch kleine Dörfchen gelangen wir auf schmalen Strässchen auf und ab zur Küste wo wir von einer wundervollen Aussicht auf den Atlantik belohnt werden. Die Engländer wollten einen sicheren und schnellen Durchgangsweg für den Transport des Zuckerrohrs haben, welcher ohne einen Tunnel über steile Klippen auf die Schiffe führte. Ein Teil der Ladung ging dabei jeweils verloren. Der über 100m lange Tunnel, der  "Black Point Tunnel" wurde damals von Sklavenhand mit Schaufel und Pickel in schweisszreibender Arbeit gebaut. Wir gehen durch den Tunnel und schauen uns das Wunderwerk an, und sind wirklich beeindruckt. Unser Ausflug führt nach Georgetown wo wir zum Mittagessen in einem lokalen Restaurant ausgiebig getafelt haben.  Wir fuhren den Weg zurück in die Blue Lagoon Bay. Es war ein schöner Ausflug. 

 

Auf dem Weg nach Wallilabou

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An der gesamten Westküste hat es nur schwarze Sandstrände aus dem Soufriere Vulkangestein. Wilde, hügelige, dicht bewachsene und unverbaute Natur pur. Der menschenleere, schwarze Sandstrand gesäumt von unzähligen Palmen ... ein herrlicher Anblick...

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Kleine Dörfer an der Küste mit farbigen Häuser und Dächer sind hübsch anzusehen...

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Young Island, eine private Hotel Insel an der wir vorbei segeln. Eine Treppe mit 300 Stufen führt                                               hinauf. Die Aussicht ist genial...

Wallilabou Bay und Kultur Park:

Dieser Park liegt an der Westküste St. Vincents den wir mit unser SeaBorne besuchen.                                                             Eine schöne Bucht lädt uns ein hier ein paar Tage zu verweilen. 

Den einschlägigen Berichten zufolge über St. Vincent und den lästigen Boatboys die einem den ganzen Tag belästigen sollen um irgendwas zu verkaufen, waren wir entsprechend skeptisch. Wir waren etwas voreingenommen was wir über Kriminalität und Tourismus auf St. Vincent gelesen hatten. So wollten wir diese Insel gar nicht mal ansteuern sondern einfach vergessen. Doch der "Gwunder" war stärker… zumal wir uns nicht vorstellen konnten, dass St. Vincent als einzige Insel in den West Indies kriminell sein soll. 

Die Wundervolle Küstenlandschaft hat uns so sehr fasziniert auf dem Weg zur Wallilabou Bay. Klar, haben uns zwei oder drei Boatboys mit ihren winzigen Ruderbooten uns schon von Weitem gesichtet als unser Schiffsbug in Richtung Wallilabou Bay zeigte. Sie riefen uns zu und ruderten wie wild auf uns los. Sie wollen uns nur begleiten und klar, etwas verkaufen, was in der Karibik auch überall ganz normal ist. So haben wir uns denn von einem Einheimischen in einem grösseren Boot in die Bucht an eine Boye geleiten lassen. Rückwärts mit einer Heckleine am Steg befestigt lagen wir dann sicher da. Er wollte uns promt das Doppelte für die Boye abkassieren. Als Tomi eine Quittung verlangte wollte er sich herausreden. Aus der Entfernung beobachtete ein Parkwächter amüsiert das Schauspiel. Er war mit einem Namensschild ausgestattet. So gab er einen seriösen Eindruck ab. Er kam zu uns und wir zahlten für die Boje den üblichen Preis und erklärte uns was es hier alles zu sehen und erleben gibt. Der Andere war nicht einmal sauer oder hat sich gewehrt… so nehmen die Dinge hier eben ihren Lauf und keiner ärgert sich über den Anderen. Leben  und leben lassen mit der Lockerheit der Kariben. Am Abend gingen wir ins Restaurant am Steg mit toller Aussicht auf die Wallilabou Bay. Zu unserer Überraschung wurde für Restaurantgäste die Boje gratis zur Verfügung gestellt. Das hat uns sehr gefreut. Zu keiner Zeit am Tag oder in der Nacht kamen wir in eine komische Situation oder fühlten uns nicht mehr sicher, ganz im Gegenteil. Die Menschen sind offen, hilfsbereit und freundlich. 

Wir sind positiv gestimmt und könnten die schlechte publicity überhaupt nicht verstehen. Wir können und werden St. Vincent in sehr guter Erinnerung haben und jederzeit auch weiter empfehlen.  

Über die "Wallilabou Bay"

In der Wallilabou Bay wurde der Film "Pirates of the Caribbean" Film 1&2 mit Johnny Depp in der Hauptrolle gedreht. Bestimmt erinnert Ihr Euch an die Szene im 1. Film wo Johnny Depp auf der sinkenen Black Pearl zuoberst auf dem Mast gerade noch auf den Steg abspringen kann...so elegant wie Johnny kann das keiner...

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Ich stehe am eben berühmten Mast... schade dass Johnny nicht da ist...                                                                                 so lassen wir uns virtuell in die damalige Szenerie einer Holliwood Filmproduktion ein...

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Der Bau des Filmsets beginnt...

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Fertig! So sah die damalige Kulisse beim Dreh aus...

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...Hinter der Kulisse die Filmutensilien, Gerüste für Kameras und Licht und viel Plunder                                                                 von Damals...                                                                                                          

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Bilder der Schauspieler während des Drehs und das nummerierte Drehbuch ist zu sehen.

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Viele leere Särge aus dem Set (Atrappen) stehen noch da... wer kann sich an die Szene                                                              erinnern wo die Piraten einige Särge von der Black Pearl ins Meer geworfen hatten?  

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Der original Steg für die besagte Mast-Szene! Der vordere Teil des Stegs ist leider                                                                             in den letzten Jahren  zusammen gebrochen und im Meer versunken... nur noch Pflöcke erinnern                                                       daran...

                            

Liebe Blog-Freunde 

Wir unterbrechen den Besuch in St. Vincent und segeln zurück nach Grenada. In der Le Phare Bleu Marina lassen wir die SeaBorne für drei Wochen alleine, während wir in die Schweiz fliegen um unsere Lieben zu besuchen. 

Mitte Januar 2013 sind wir wieder in St. Vincent und berichten erneut über die wundervolle Insel. 

In der Zwischenzeit wünschen wir Euch eine schöne Adventszeit.                                                                                          Frohe Weihnachten und besinnliche Tage mit Familie und Freunden.                                                                         

Einen guten Rutsch ins neue Jahr. Viel Glück und gute Gesundheit sollen Euch im 2013 immer begleiten. 

Herzliche Grüsse 

Nadine und Tomi mit Shelly                                                                                                                                                              SY SeaBorne                                    


 















                                                                                                      

                        
























 




















eSar fiz© Tomas und Nadine Cervera 2012